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22 Dez 2020Races

VON DAMALS BIS HEUTE

22 Dezember 2020

Ben Pulman

Während sich die Ferrari-Kundenteams auf das Rolex 24 at Daytona vorbereiten, versuchen wir uns an unserer ganz persönlichen Motorsport-Chronik zu diesem berühmten Langstreckenrennen – vom ersten Rennen an.


Ferraris Renngeschichte kann man nur als glorreich bezeichnen. Egal, ob in der Formel 1 oder bei den Sportwagen: Zu berühmt gewordenen Siegen kam es an so unterschiedlichen Austragungsorten wie Monaco und Le Mans, auf dem Spa-Francorchamps sowie bei den Mille Miglia. Jedes Mal, wenn ein Ferrari als erstes ins Ziel einfährt, ist dies ein besonderer Moment, der eine unauslöschliche Verbindung zwischen diesem Sieg, der Rennstrecke, dem Fahrer (oder den Fahrern), dem Auto, dem Team, den Fans – und natürlich Ferrari – herstellt.

Natürlich kann man diese Momente nicht kaufen, doch als Vorgeschmack auf das anstehende 24-Stunden-Rennen von Daytona am Ende dieses Monats möchten wir auf unsere Geschichte mit diesem ganz besonderen US-amerikanischen Langstreckenrennen zurückblicken. Ferrari war vom ersten Rennen an dabei, zeichnete sich von da an stets durch seine starke Präsenz aus und wird auch am 30. Januar 2021 zur 59. Auflage mit von der Partie sein.

Die Veranstaltung wurde 1962 unter dem Namen Daytona Continental ins Leben gerufen und war zunächst als dreistündiges Rennen konzipiert. In jenem Jahr erreichte Ferraris amtierender Formel-1-Weltmeister Phil Hill gemeinsam mit seinem Teamkollegen Ricardo Rodriguez den zweiten Platz in der Gesamtwertung. Der US-amerikanische Ferrari-Importeur Luigi Chinetti sen. hatte ihren Ferrari 246 SP ins Rennen geschickt. Darüber hinaus konnte sein North American Racing Team (NART) mit Stirling Moss und dessen Ferrari 250 GT auch einen 4. Platz und einen Sieg in der S+5000-Klasse mit nach Hause nehmen.

Ein Jahr später siegte der NART-Fahrer Pedro Rodriguez beim Daytona Continental in einem Ferrari 250 GTO. Im Jahr 1964 dann, als das Daytona Continental auf 2.000 km (oder etwas mehr als 12 Stunden) ausgeweitet wurde, gewannen Rodriguez und Hill abermals mit dem NART in einem Ferrari 250 GTO.

1966 wurde das Rennen auf 24 Stunden verlängert und Pedro Rodriguez und Mario Andretti holten mit einem Ferrari 365 P2 den 4. Platz für das NART. Doch unser berühmtester Daytona-Sieg sollte sich 1967 ereignen: ein 1-2-3-Fotofinish. An der Spitze der Siegertreppe standen die Werksfahrer Lorenzo Bandini und Chris Amon mit ihrem Ferrari 330 P4, ein weiterer Werkswagen von Ferrari belegte den zweiten Platz. Ein Ferrari 412 P des NART auf dem dritten Platz machte den Triumph perfekt.

Berühmte Fahrer wie Mario Andretti, Jacky Ickx und Alain de Cadenet erzielten in den frühen 1970er Jahren Podestplätze für Ferrari. 1972 schließlich taten sich Andretti und Ickx für ein ausnahmsweise auf 6 Stunden verkürztes Rennen zusammen und holten mit dem Ferrari-Werkswagen 312 PB den heißersehnten ersten Platz.

1973 wurde das Daytona wieder auf 24 Stunden verlängert und für den Rest des Jahrzehnts sollte Ferraris eigener „Daytona“ für aufsehenerregende Erfolge sorgen. Im Herbst 1968 wurde auf dem Pariser Autosalon das Straßenauto 365 GTB4 präsentiert und erhielt von den Medien – wohl als Hommage an den berühmten Dreifachsieg – beinahe umgehend den inoffiziellen Namen „Daytona“, der auch heute noch weit verbreitet ist.

Zwischen Anfang 1971 und Juni 1973 wurden in der Abteilung „Assistenza Clienti“ des Werks in Modena drei Serien von fünf Competizione Clienti-Exemplaren gebaut. Drei in jenen Jahren auf Competizione-Spezifikation umgerüstete Fahrgestelle aus früheren Jahren zählen ebenfalls offiziell dazu. Beim Daytona von 1973 gab es einen Klassensieg – und einen zweiten Platz in der Gesamtwertung. Im Jahr 1977 schafften es der Schauspieler Paul Newman, Milt Minter und Elliott Forbes-Robinson auf den fünften Platz.

Noch 1979, sechs Jahre nach der letzten Produktion des 365 GTB4, belegte ein „Daytona“ den 2. Platz und gewann die IMSA-GTO-Klasse. Er wurde von Otto Zipper mit den Fahrern John Morton und Tony Adamowicz ins Rennen geschickt. Zipper verstarb am Morgen des Rennens überraschend, doch das Team trat zu seinen Ehren an.

In den 1990er Jahren markierte der neue F333 SP unsere Rückkehr zum Sportprototypen-Rennsport, einer Kategorie, der Ferrari einen Großteil seines Ruhms verdankt. Abermals spielte bei seiner Entwicklung der feste Wunsch eine Rolle, Kunden ein Rennen mit ihren eigenen Autos zu ermöglichen. Sowohl 1996 als auch 1997 erreichte ein F333 SP den zweiten Platz, bevor schließlich Gianpiero Moretti (Gründer von Momo, einem Hersteller bekannter Lenkräder) 1998 seinen Traum verwirklichte und die 24 Stunden von Daytona bei seinem 15. Versuch gewann. Das Auto teilte er sich mit Didier Theys, einem äußerst erfolgreichen Langstreckenrennfahrer, der heute als Cheftrainer der Ferrari Challenge in den Vereinigten Staaten tätig ist.

Im neuen Jahrtausend konzentrierte sich Ferrari auf seine Sportwagen. Im Prinzip mit Straßenautos verwandt, aber mit echter Motorsport-Seele, konnten diese beim Daytona in den letzten zwei Jahrzehnten herausragende Erfolge erzielen: 2003 schaffte es ein Ferrari 360 Modena auf den 2. Platz in der Gesamtwertung und in jüngerer Zeit, im Jahr 2019, holte ein Ferrari 488 GTE den 2. Platz in der GTLM-Klasse (mit nur 1,149 Sekunden Rückstand). Zufälligerweise war es beides Mal das in Houston, Texas, ansässige Team Risi Competizione, das diese beeindruckenden Ergebnisse einfahren konnte.

Ferrari wird auch beim diesjährigen Rolex 24 at Daytona dabei sein – abermals mit einem 488 GTE, der in der GTLM-Klasse antritt. Welche Geschichte wird wohl dieses Rennen schreiben?

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