Hin und wieder können die Namenskonventionen von Ferrari etwas verwirrend sein. Bei manchen wird der Hubraum durch 10 geteilt. Die ersten beiden Ziffern in der Bezeichnung des F355 beziehen sich auf den Motor, die letzte auf die Anzahl der Ventile pro Zylinder. Mit dem F40 wurde das 40-jährige Bestehen von Ferrari gefeiert. Portofino klingt schlichtweg glamourös, wie so vieles im Italienischen.
Dann gibt es noch den Enzo. Das vierte Supersportwagen in einer Modellreihe, die den GTO, den F40 und den F50 umfasst, weckt Erinnerungen an den Unternehmensgründer und damit Vertrauen. Diese Wahl war sehr bewusst: Der Enzo kam zu einem Zeitpunkt auf den Markt, als sich die Scuderia Ferrari mitten in einer imperialen Phase der Formel 1 befand. Obwohl es einige Zeit gedauert hatte, bis das Team zusammenfand, konnte es zu Beginn des neuen Jahrtausends eine beispiellose Serie von Rennsiegen und Meisterschaftstiteln verbuchen. Spitzenfahrer Michael Schumacher war in Bestform.
Dies ermutigte den damaligen Verwaltungsratsvorsitzenden von Ferrari, Luca Cordero di Montezemolo, bei der Entwicklung des neuen Supersportwagens neue Maßstäbe zu setzen. „Ich wollte in jedem Element ein bisschen zu weit gehen, um ein super extremes Auto zu bauen“, so seine Worte.
Dazu gehörte die Integration zahlreicher technischer Innovationen aus der Formel 1. In erster Linie war es das Know-how von Ferrari im Bereich der Aerodynamik, eine Wissenschaft, die die unverwechselbare Ästhetik des Enzo prägte. Ob ein Autodesign gefällt oder nicht, ist meist subjektiv, doch die mehr als 20 Jahre, die der Enzo mittlerweile auf dem Buckel hat, haben seine Faszination nur gesteigert. Unter der Leitung des Teams von Ken Okuyama bei Pininfarina wurde die traditionelle Ästhetik von einem technischen Look abgelöst, der ebenfalls stark an die Formel 1 angelehnt ist. Der Wagen ist eher kantig als wollüstig, seine pfeilförmige Front und die komplexen Seiten der Karosserie stehen ganz im Dienste des Luftstroms und der Erzeugung von maximalem Abtrieb. Doch bei aller Dramatik wurde seine Form so gestaltet und im Windkanal optimiert, dass übergroße Kotflügel nicht nötig waren. Die niedrige Nase gewährleistete eine stabile Frontpartie, während der flache Boden und der Heckdiffusor dafür sorgten, dass der Enzo sogar am Heck unerwartet sauber wie effizient war.
Auch das Cockpit war eine Augenweide. Die Türen umfassten einen Teil des Verdecks und des Holms und sind nach oben und vorne gebogen. Supersportwagens brauchen dieses theatralische Element. Man steigt ein und lässt sich auf den Fahrersitz fallen, ähnlich wie in einem Rennwagen. Er ist komfortabel und minimalistisch, die Bedienelemente beschränken sich auf das, was man benötigt, um ein Hochleistungsauto richtig zu fahren. Das Chassis und die Struktur des Enzo bestehen größtenteils aus Carbonfaser-Verbundwerkstoffen, von denen ein Großteil im Inneren freiliegt und sichtbar ist. Dies verleiht ihm sowohl eine enorme strukturelle Festigkeit als auch Leichtigkeit – Eigenschaften, die das spärliche Interieur den Passagieren gekonnt vermittelt. Am Lenkrad befinden sich die Tasten für den Rückwärtsgang und die Traktionskontrolle, ein Probelauf für den Manettino, der einige Jahre später beim F430 debütieren sollte. Ebenfalls von der Formel 1 inspiriert sind die LED-Leuchtstreifen auf der Oberseite des Lenkrads, die ab 5500 U/min – wenn sich der Drehzahlmesser in Richtung roter Bereich bewegt – in 500er-Aufwärtsschritten blinken.
Apropos Motor: Der Enzo war der erste, in dem der F140 V12 verbaut wurde, das Triebwerk, das die Grundlage für alle nachfolgenden Ferrari V12 bildete. Damals verfügte er über einen Hubraum von 6,0 Litern und eine Leistung von 660 PS, was ihn zum stärksten Saugmotor der Welt machte. Dies führte zu einer Höchstgeschwindigkeit von >350 km/h und einer Beschleunigung von null auf 100 km/h in 3,65 Sekunden. Unglaubliche Zahlen, damals wie heute, aber die 12 Zylinder bedeuteten, dass der Enzo so viel mehr war als nur extrem schnell. Bei leichter Gaspedalbetätigung ist er sanft und gutmütig, wenn auch nicht durch und durch zurückhaltend. Wenn man jedoch das Tempo erhöht, öffnen sich die Auspuff-Bypass-Ventile und der Motor gibt sein vollkehliges Operngeheul von sich.
Schumacher war an der Entwicklung des Enzo beteiligt, was ein unschlagbares Alleinstellungsmerkmal war und ist. Man braucht allerdings keine F1-Fahrer-Reflexe, um das Beste aus ihm herauszuholen. Die Lenkung liegt lebendig in der Hand, die Schaltvorgänge sind schnell (wenn auch nicht so rasend schnell wie bei den heutigen Systemen), und die Richtungswechsel sind hervorragend. Der Abtrieb ist selbst bei sehr leistungsstarken Straßenautos ein heikles Thema, aber beim Enzo spürt man den Effekt, wenn die Luft über seine komplexe Karosserie geblasen wird. Er ist ebenso stabil und beruhigend zu fahren, wie er unverschämt schnell ist.