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02 Jul 2021Magazine, Races

Stille Helden: Phil Hill

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Stille Helden: Phil Hill

Wir richten die Scheinwerfer auf einen Ferrari-Fahrer, der dreimal Le Mans gewann und Amerikas allererster F1-Weltmeister wurde

Text – Gavin Green

Phil Hill war der erste Amerikaner, der eine Formel-1-Weltmeisterschaft gewann.

Sein Erfolg machte die Formel 1 sogar einem zuvor skeptischen amerikanischen Publikum und anderen US-Rennfahrern schmackhaft.

Ein paar weitere Amerikaner hatten es in der Nachkriegszeit versucht (der erste US-F1-Fahrer war Harry Schell, der 1955 kurz für Ferrari fuhr). Aber keiner von ihnen kam an den Erfolg von Hill heran oder genoss die Publicity, die seine hochrangigen Siege mit sich brachten: drei Grand-Prix-Siege (wodurch er auch erster amerikanischer F1-GP-Sieger wurde), drei Siege beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans plus der berühmte und schicksalhafte Weltmeistertitel 1961.




Phil Hill (rechts) feiert mit Teamkollege Peter Collins, nachdem die beiden 1958 die 12 Stunden von Sebring in einem Ferrari 250 TR gewonnen haben. Collins kam im selben Jahr beim Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring ums Leben




Hill war für seine Bescheidenheit bekannt und wurde nicht müde anzumerken, dass ihm das Leben eines Rennfahrers nicht behagte. Er sei nicht auf Konkurrenz aus, betonte er. Im Gegensatz zu anderen Fahrern hatte er Angst vor dem Sterben und gab das auch zu. Seine Ängste führten schon früh in seiner Karriere zu Magengeschwüren. Er zappelte vor den Rennen nervös herum, rauchte eine Zigarette nach der anderen und kaute Kaugummi.

Er galt als ‚sicherer‘ Fahrer, der selten Fehler machte. Dabei war er furchtlos und erfolgreich auf nasser Strecke, obwohl er im trockenen Klima Südkaliforniens aufgewachsen war. Er mochte den Regen, was er mit einer meisterhaften Leistung bei seinem ersten Le Mans-Sieg 1958 unter horrenden Bedingungen bei Nacht am Steuer eines Ferrari 250 TR (Testa Rossa) unter Beweis stellte.

In diesem Jahr jährt sich sein zweiter Sieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans zum 60. Mal. Er fuhr die neueste Version des berühmten 250 TR von Ferrari und führte ein 1-2-3-Finish für das Cavallino Rampante an. Sein dritter und letzter Sieg in Le Mans erfolgte ein Jahr später, 1962, als er erneut einen Podestplatz für Ferrari einfuhr. Außerdem feierte er hochrangige Sportwagensiege für Ferrari - drei Mal beim 12-Stunden-Rennen von Sebring - sowie Siege beim 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring und in Daytona.




Hill und Teamkollege Olivier Gendebien (rechts) bei den 24 Stunden von Le Mans 1962. Das Duo sollte ein Ferrari 1-2-3 Finish anführen




Hill wurde in Miami geboren und wuchs in Santa Monica in Kalifornien auf. Er brach sein Studium ab, um als Mechaniker zu arbeiten und begann, auf lokalen Rennstrecken Rennen zu fahren. 1949 ging er nach Europa und wurde 1955 von Ferrari als Sportwagenfahrer rekrutiert.

Er blieb Ferrari den größten Teil seiner Karriere treu und schaffte 1958 den Sprung in die Formel 1. Dort nahm er den Platz von Luigi Musso ein, der beim Großen Preis von Frankreich tödliche Verletzungen hatte, als er in einen Graben gefahren und aus dem Wagen geschleudert worden war. Hills erstes F1-Rennen für Ferrari, auf der berüchtigten und gefährlichen Nürburgring-Strecke, endete ebenfalls tragisch. Sein neuer Teamkollege Peter Collins wurde bei einem Unfall getötet, der fast identisch ablief, wie jener von Musso. In dieser einen Saison verlor Ferrari zwei seiner Topfahrer. Dennoch gewann man die Weltmeisterschaft, als Mike Hawthorn der erste Weltmeister Großbritanniens wurde.

Doch Hawthorn war durch den Tod seines Freundes Collins so verstört, dass er am Ende der Saison seinen Rücktritt erklärte. So blieben Hill und der englische ‚Rennzahnarzt‘ Tony Brooks übrig, um Ferraris Aufstellung 1959 anzuführen. Im Jahr 1960 erzielte Hill seinen ersten GP-Sieg, passenderweise in Monza. 1961 führte er ein starkes Ferrari-F1-Team an, zu dem auch der deutsche Fahrer Wolfgang von Trips gehörte.




Auf dem Bild, das bei Testfahrten in Monza vor dem Großen Preis von Italien 1961 aufgenommen wird, sitzt Hill (links) neben seinem Teamkollegen Richie Ginther. Die beiden qualifizierten sich als Vierter bzw. Dritter, und Ferrari machte die ersten beiden Reihen klar




Vor dem vorletzten Rennen der Saison, dem Großen Preis von Italien, lag Hill in der Fahrerwertung knapp hinter von Trips. In der zweiten Runde geriet der Ferrari 156 des Deutschen mit dem Lotus von Jim Clark aneinander und flog von der Strecke. Von Trips und 15 Zuschauer wurden getötet. Hill gewann das Rennen und wurde zum Weltmeister gekrönt. Er verspürte keine Freude über seinen Sieg.

Hill gewann nie wieder einen GP und verließ Ferrari Ende 1962. Nachdem er sich 1967 vom Rennsport zurückgezogen hatte, kehrte er nach Santa Monica zurück. Dort baute er einen erfolgreichen Oldtimer-Restaurationsbetrieb auf, heiratete seine langjährige Freundin, gründete eine Familie und genoss das ruhige häusliche Leben, von dem er schon lange geträumt hatte. 2008 starb er im Alter von 81 Jahren, als glücklicher Mann, wie er betonte, der nichts bereute.




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