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02 Dez 2019Passion

1977 – Die Rückkehr von Niki Lauda

02 Dezember 2019

Die Saison 1976 hinterließ bei der Scuderia Ferrari aufgrund ihres tragischen Endes einen bitteren Geschmack: Niki Lauda war bei der zweiten Runde des extrem verregneten Großen Preises von Japan lieber ausgestiegen, sodass der Titel an James Hunt mit McLaren ging. Dadurch hatte der Österreicher die Rekordzeit nach dem schrecklichen Unfall auf dem Nürburgring umsonst eingefahren.

Lauda erschien zu Beginn der neuen Meisterschaft kampflustiger denn je, auch wenn der Sieg beim ersten Rennen in Argentinien überraschenderweise an den Wolf des Südafrikaners Jody Scheckter ging, der zum ersten Mal zu diesem Rennen antrat. Den zweiten Grand Prix der Saison in Brasilien gewann ein anderer Pilot des Cavallino Rampante, der Argentinier Carlos Reutemann. Lauda konnte seinen ersten Erfolg im Jahr 1977 beim Großen Preis von Südafrika feiern, der jedoch vom tragischen Tod von Tom Pryce überschattet wurde. Der Brite starb direkt am Unfallort, getroffen von einem schweren Feuerlöscher, den ein ebenso pflichtbewusster wie unvorsichtiger Verantwortlicher hinter sich herzog, als er unvermittelt die Rennstrecke überquerte. Er hatte ein beginnendes Feuer löschen wollen, das auf dem Shadow von Renzo Zorzi ausgebrochen war. Das Auto, das mit einem mittlerweile toten Pryce am Steuer auf die Gerade schoss, traf den Ligier von Laffite, der gerade bremste, um in die erste Kurve einzufahren ‒ zum Glück ohne Folgen für den Franzosen. Auch Lauda ist von diesem entsetzlichen Unfall betroffen ‒ er muss die Ziellinie mit ausgeschaltetem Motor überqueren und kommt fast im Stillstand an, nachdem ein Teil von Pryces Shadow einen der Kühler beschädigt hat und die Temperatur des V12-Ferrari nach oben schnellen ließ.

Mario Andretti gewinnt mit dem Lotus in Long Beach, aber Lauda erzielt weiterhin Punkte mit drei zweiten Plätzen in vier Rennen und übernimmt in Frankreich, obwohl es dort nur für einen bescheidenen fünften Platz gereicht hat, die Führungsposition der Meisterschaft und gibt sie nicht wieder her. Der 312 T2 ist mit den letzten Verbesserungen fast perfekt,und der Österreicher ist voller Entschlossenheit und begeht keinen einzigen Fehler. Der Wagen mit der Nummer 11 gewinnt in Hockenheim, fast um den bösen Geist des Unfalls am Nürburgring 12 Monate zuvor auszutreiben, und dann noch einmal in den Niederlanden. In Großbritannien, Österreich und Italien fährt er jeweils auf den zweiten Platz.

Ausgerechnet in Monza kann sich Ferrari dank des Podestplatzes von Lauda bereits drei Rennen im Voraus den Konstrukteurstitel sichern. In Italien wird der Sieg groß gefeiert, auch da ein Pilot auf dem Siegertreppchen steht, der bereits für das Cavallino Rampante gefahren ist und immer noch sehr beliebt ist: Mario Andretti, der für Lotus angetreten ist. Nun ist es an Lauda, sich auch den Titel in der Fahrerwertung zu sichern: eine leichte Aufgabe, es genügt ein Punkt. Das Rennen am 2. Oktober in Watkins Glen ist jedoch sehr schwierig, da die Rennstrecke bei Regen gefährlich ist. Lauda fährt vorsichtig, was sich am Ende auszahlt. Obwohl der Weltmeister Hunt im McLaren das Rennen gewinnt, genügt Lauda der vierte Platz, um dem Briten die Führungsposition abzuringen und die Krone nach Österreich zu bringen.

Nach dem Ende der Weltmeisterschaft kommen die Differenzen zwischen Lauda und Enzo Ferrari deutlich zum Vorschein. Der Österreicher sieht einen großen Teil des Verdienstes für den Sieg bei sich selbst und verlangt eine beträchtliche Gehaltserhöhung, was für Ferrari inakzeptabel ist. Dies führt zur Trennung Laudas von Ferrari, mit einer besonders hässlichen Szene bei einem Rennwochenende: Nach der Ankunft in Kanada möchte Lauda nicht einmal zur Probefahrt antreten, da er überzeugt ist, dass der Wagen nicht das Potential hat, in Mosport Park zu gewinnen. Daraufhin beschließt er, die Koffer zu packen und nach Österreich zurückzukehren. Für Enzo Ferrari stellt dies natürlich eine aufsehenerregende Herausforderung dar. Lauda kommentiert seine Erfolge in der Saison 1977 tatsächlich folgendermaßen: „Sehen wir einmal, wo ich in zwei Jahren bin, und wo Ferrari ist!“ Enzos ganze Antwort besteht darin, den großen Champion durch einen unbekannten kanadischen Rennfahrer zu ersetzen, der erst einen Grand Prix gefahren ist: Gilles Villeneuve.

Zwei Jahre später feiert die Scuderia aus Maranello den Fahrertitel mit Scheckter und den zweiten Platz mit Villeneuve, der die Fans des Cavallino Rampante wie kein anderer mit seinen Gesten zu begeistern weiß. Lauda, enttäuscht von den Leistungen seines Brabham, kündigt dagegen seinen ersten Ausstieg aus dem Wettbewerb an. Enzo Ferrari hatte also auch diese Herausforderung gewonnen…

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