Leclerc und der Ferrari Portofino
Jason Barlow
F1-Fahrer Charles Leclerc testet den Ferrari Portofino im ligurischen Städtchen
Als Charles Leclerc eingeladen wurde, einen Tag in Portofino zu verbringen, musste der junge Ferrari Academy-Fahrer nicht zweimal überlegen.
Aber er war nicht nur da, um die hübschen pastellfarbenen Häuser zu bewundern, die sich an die steilen Hänge mit Blick auf den kleinen Hafen schmiegen.
Stattdessen bestand die anspruchsvolle Aufgabe des 20-Jährigen Talents darin, den neuen Ferrari Portofino auf den tückischen Küstenstraßen rund um den glamourösen Namensvetter des Cabrios, das zauberhafte kleine Fischerdorf an der ligurischen Küste Italiens, auf Herz und Nieren zu prüfen.
Auch wenn Leclerc in der Academy bereits einige Zeit hinter dem Steuer einer beneidenswerten Schar von Autos - 458 Italia, 488 GTB, F12tdf und 812 Superfast - verbracht hatte, war er vom neuen Portofino mächtig beeindruckt.
„Er sieht einfach umwerfend aus“, schwärmte er, „er ist kantiger und aggressiver als der Ferrari California T.“
Obwohl der Portofino einen 3,9-Liter Twin-Turbo-V8-Motor mit 600 PS aufweist, haben die Ingenieure in Maranello lang an einem neuen Chassis getüftelt, um das Gesamtgewicht des Autos zu reduzieren.
Leclerc wiederum hat Benzin im Blut. Er wurde im Fürstentum Monaco an der französischen Côte d'Azur geboren und bestaunte schon als Kind das alljährliche Formel-1-Spektakel, das die verwinkelten Straßen der Stadt in die wohl anspruchsvollste Rennstrecke der Welt verwandelt.
Offensichtlich begierig darauf, in die Fußstapfen seines Vaters Hervé zu treten, der als Amateurfahrer in der Formel 3 eine beachtliche Karriere hingelegt hatte, erinnert sich Charles daran, dass er schon als Vierjähriger zum ersten Mal auf einen Fahrersitz kletterte.
Tragischerweise starb sein Vater Hervé im Juni des Vorjahres im Alter von 54. Für den Ferrari-Nachwuchs bedeutete der entsetzliche persönliche Verlust auch einen enormen Härtetest für sein Temperament und seine Hingabe an den Sport, nur drei Tage vor dem vierten Lauf der Formel-2-Meisterschaft in Baku, Aserbaidschan.
Leclerc entschied sich zu fahren. Trotz des enormen Drucks, der auf ihm lastete, startete er auf der Pole Position, gewann das erste Rennen und wurde Zweiter im zweiten Rennen.
Eine beeindruckende Darbietung an Gelassenheit, die sicher Gutes für seine zukünftige Fahrerkarriere verheißt.
Leclerc wurde der jüngste Gewinner einer F1-Serie und war der erste "Rookie"-Champion seit Nico Hülkenberg im Jahr 2009.
Nach seinem Rennhelden gefragt, nennt er Ayrton Senna und erinnert sich an seine Kindheit, als er seinem Vater Hervé in den Ohren lag, weil er alles über sein Idol erfahren wollte.
„Ich mochte Sennas Philosophie“, sagt er und fügt hinzu: „Manchmal, wenn man Punkte braucht, anstatt ein dummes Manöver zu veranstalten, bei dem man ein großes Risiko eingeht, weiß ich, wie man sich beruhigt und die Punkte nach Hause bringt.“ Ziemlich sicher ist er ein Academy-Talent, von dem wir in naher Zukunft noch viel mehr hören werden.