Vincenzo Borgomeo
Vor 60 Jahren gab der Fiat-Präsident einen einzigartigen Ferrari in Auftrag, der die diskrete Eleganz einer Luxuslimousine mit der Leistung eines Rennwagens verbinden sollte. Das war die Geburtsstunde des 400 Superamerica.
Rot wie das Feuer der Leidenschaft, schnell wie der Blitz: So stellten sich in den 60er Jahren alle einen Ferrari vor. Alle, bis auf ein paar Ausnahmen. Die berühmteste? Sicherlich Gianni Agnelli, Fiat-Präsident und glühender Anhänger der Scuderia aus Maranello. Er war Enzo Ferrari in aufrichtiger Freundschaft verbunden und liebte seine GTs. Davon hatte er viele besessen, aber niemals rote. Alle waren sie Unikate, von ihm selbst individuell gestaltet. Oder besser gesagt nach seinen Angaben kreiert, entworfen und designt. Zu den berühmtesten gehören die zweifarbige 166 Barchetta, der 365P mit drei Sitzen in einer Reihe und dem Fahrersitz in der Mitte, der Testarossa Spider und der vielleicht spektakulärste 400 Superamerica aller Zeiten.
Hier seine Geschichte. Für all jene, die sich ein wirklich unverwechselbares Modell wünschten, hielt das Unternehmen aus Maranello den berühmten ‚Superamerica‘ bereit, ein ganz besonderes Auto mit einem astronomischen Preis. Er besaß den leistungsstärksten Motor, den 4000 V12 in 340-PS-Version, entfesselte außergewöhnliche Leistungen (265 km/h Höchstgeschwindigkeit) und hatte gleichzeitig ein bis ins Detail durchdachtes Finish. Vom 1959 aus der Taufe gehobenen 400 Superamerica wurden zunächst zwei Exemplare produziert: ein vom 250 GT inspirierter Spider und ein speziell für Agnelli angefertigtes Unikat. Das Einzigartige an diesem 400 Superamerica war, dass er nicht wie ein Ferrari aussah: Um möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen, hatte sich der Fiat-Präsident für eine Lackierung in Grau entschieden, mit einem gigantischen, quadratischen Kühler ohne den klassischen Ferrari-Kühlergrill. Und das ist noch nicht alles: Die Karosserie war ein zweitüriges Stufenheck, eine reine Berlinetta, also Lichtjahre von den extremen Formen der Coupés entfernt. Außerdem war die Windschutzscheibe, wie es die damalige Mode erforderte, umlaufend. Ebenso durften angedeutete Heckfinnen nicht fehlen.
Agnelli hatte ihn sich auch mit vier gigantischen und mächtigen runden Scheinwerfern gewünscht. Der Grund stand eng mit dem Einsatz seiner Ferraris in Zusammenhang: „Ich bin immer gern und schnell gefahren“, erklärte er. „Es gibt einen bestimmten Moment, morgens zwischen vier und sechs Uhr, wenn die Autoscheinwerfer noch eingeschaltet sind, während diejenigen, die gerade aufgewacht sind, das Licht nicht einschalten.“ Eine elegante Anspielung darauf, dass er von Partys nach Hause kam, wenn andere zur Arbeit gingen. Und sein Ferrari 400 spiegelt perfekt seinen Charakter, sein Leben, seine ganz eigene Art, dem Puls der Zeit zu folgen, wider: In einer Ära des wirtschaftlichen Aufschwungs, der Zurschaustellung des eigenen Autos, eines soziologischen Aspekts der Mobilität („wir waren“, was wir fuhren), wollte Gianni Agnelli seinen Ferrari ganz ohne Wappen. Weder hinten noch vorne. Sicher, es genügte, den 400 zu starten, um zu verstehen, dass sich in ihm der mächtige V12-Motor von Ferrari verbarg. Doch was das persönliche Auto des Avvocato noch aufregender machte, war, dass er seinen Supercar fahren konnte, ohne zu große Aufmerksamkeit zu erregen.
Ein so wichtiges „Stück“ in der Geschichte von Ferrari und des Automobils durfte nicht verloren gehen und zerstört werden, so dass sich das Auto bis heute in einem perfekten Zustand befindet, mit der einzigen Ausnahme eines Umbaus auf Wunsch des derzeitigen Besitzers, der – de facto – seine Konstruktionsphilosophie ‚modifiziert‘ hat: Das Wappen des springenden Pferds wurde an der Motorhaube angebracht. Aber zum Glück blieb es dabei, das Heck ist auch heute noch wunderbar „sauber“, ohne Logos und Aufschriften, so wie Agnelli es sich gewünscht hatte.
Nach diesen ersten beiden einzigartigen Exemplaren wurde der Superamerica 1960 in einer endgültigen Version vorgestellt und Superfast II getauft. Er hatte eine sehr aerodynamische Silhouette mit einer spitz zulaufenden Frontpartie und einem Heck, das praktisch in einen Entenschwanz mündete. Die Scheinwerfer dieses Prototyps waren versenkbar, eine Lösung, die dann in der für die Kleinserienproduktion vorgesehenen Version mit der Bezeichnung Superfast III aufgegeben wurde. Der Superfast IV, der bis Ende 1963 produziert wurde, zeichnete sich durch einige wenige Modifikationen aus (feststehende Doppelscheinwerfer).
Auf jeden Fall setzte der 400 des Avvocato Maßstäbe, und viele Leute (vom Schah von Persien bis hin zu Peter Sellers) wünschten sich spezielle Ferrari-Modelle, wie Superamerica und Superfast, die in sehr kleinen Stückzahlen produziert wurden: Beim 500 Superfast waren es nur 25 Exemplare in der ersten Serie und 12 in den folgenden. „Die Kreativität“ – erklärte Agnelli im Übrigen – „ist das größte Vergnügen. Sie ist der einzig wahre Mehrwert des Lebens, der in der Lage ist, alle anderen zu umfassen.“ Und die Fähigkeit, seine Kreativität mit einem Ferrari als „Leinwand“ auszudrücken, war eine Angewohnheit, die der Avvocato zu einer Art Kunst machte.