Der neue 12Cilindri Spider wurde von einigen der bekanntesten offenen Gran Turismo-Modelle von Ferrari aus den 50er und 60er Jahren inspiriert und erinnert auch an das ikonische Design des 365 GTS4, besser bekannt als Daytona Spider
Es ist sicherlich das ikonische Ferrari-Layout: ein V12-Front-Mittelmotor unter einer langen und wohlproportionierten Motorhaube, eine gemütliche und bequeme Zweisitzer-Kabine und der klare blaue Himmel über Ihrem Kopf. Der Sonnenschein über uns ist ungetrübt, und dasselbe gilt auch für den herrlichen V12-Sound, der aus diesem ikonischen Motor kommt.
Mit dem V12-Spider hat die Geschichte von Ferrari begonnen, und eine neue Version ist das jüngste Kapitel in der langen und edlen Geschichte der in Serie produzierten Ferraris. Der neue 12Cilindri Spider ist vom Design der legendären offenen Ferrari Gran Turismo-Modelle der 50er und 60er Jahre inspiriert. Dennoch ist es ein futuristisches Design, eine angenehme Mischung aus Hightech und Tradition, einschließlich einer hervorragenden, hochmodernen Aerodynamik. Dazu gehört ein Active Aero-System, das sowohl Modi mit geringem Luftwiderstand als auch mit hohem Abtrieb bietet.
Der V12-Saugmotor ist ein vertrautes Element bei Ferrari, aber der V12 des 12Cilindri Spider dreht viel höher als jeder Ferrari der Geschichte – bis zu schwindelerregenden 9500 U/min – und kein Serien-V12 von Ferrari ist leistungsstärker. Die Höchstleistung liegt bei kolossalen 830 PS, die Höchstgeschwindigkeit bei über 340 km/h. Dieses neueste Cavallino Rampante sprintet außerdem in erstaunlichen 2,95 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht 200 km/h aus dem Stand in nur 8,2 Sekunden. Kein in Serie produzierter Ferrari V12 Spider war jemals schneller oder aufregender zu fahren.
Ein herausragender Ferrari, aber die Abstammung ist klar. Ferraris erster Wagen, der 125 S, war ein V12-Spider und begründete den internationalen Ruf von Ferrari im Rennsport, während der 166 MM (der sowohl Le Mans als auch die Mille Miglia gewann) ebenfalls ein Cabrio mit V12 war. Mit dem 250 GT Cabriolet und dem 250 California, die beide 1957 ihr Debüt feierten, wurde das offene V12-Format einem breiteren Publikum zugänglich gemacht, wobei die Straße gegenüber der Rennstrecke im Vordergrund stand.
Mit dem herrlichen 275 GTS von 1964 – einer Spider-Version des 275 GTB – wurde das Format verfeinert und die Attraktivität für den Fahrer weiter gesteigert. Der ultimative Ferrari Spider der 60er Jahre war aber sicherlich der letzte: der 365 GTS4 – heute besser bekannt als Daytona Spider – der 1969 auf der Frankfurter Messe vorgestellt wurde. Sein zeitloses Design, das von Pininfarinas legendärem Designer Leonardo Fioravanti stammt – der auch für die ursprüngliche Coupé-Version des Daytona verantwortlich zeichnete – hat auch den 12Cilindri Spider deutlich beeinflusst.
Alle Ferraris haben Anklänge an die Vergangenheit, ganz gleich, wie subtil oder wie futuristisch und fortschrittlich sie auch geformt sind. Wie beim Daytona sind auch beim 12Cilindri die Flanken sauber gestylt, die Motorhaube ist ungewöhnlich lang und schlank (was die Kraft des darunter liegenden V12 unterstreicht), und die vorderen Radkästen gehen subtil in die formschöne Schnauze über. Die einteilige Frontpartie des 12Cilindri erinnert an die Frontpartie des Daytona, bei der die vier Scheinwerfer durch ein ungewöhnliches Plexiglasband abgedeckt waren (1971 wurden sie durch Pop-up-Scheinwerfer ersetzt, wie es die US-Sicherheitsvorschriften verlangten).
Wie der 12Cilindri legte auch der Daytona die Messlatte für die Spider-Leistung deutlich höher. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h war er der schnellste Spider seiner Zeit (und für viele Jahre danach). Der 4,4-Liter-Motor war der bis dahin größte V12-Motor von Ferrari. Mit imposanten 352 PS war er auch der mit Abstand stärkste.
Die Daytonas waren rar – es wurden nur 122 gebaut – und bald sehr begehrt (und wertvoll). Als die Werte in die Höhe schnellten, wurden einige Daytona-Coupés (die auch als 365 GTB4 bekannt waren) zu Spiders umgebaut.
Zu dieser Zeit hielten viele den Daytona für das letzten große Supercar mit Frontmotor und den 365 GTS4 für den letzten großen V12-Spider mit Frontmotor. Die Supercars folgten den Entwicklungen in der Formel 1 und gingen zu Heck-Mittelmotor-Layouts über. Beim Nachfolger des Daytona, der 365GT4 BB von 1971, besser bekannt als Berlinetta Boxer, befand sich der Motor hinter dem Fahrer. So auch beim Testarossa von 1984. In beiden Fällen war es kein Spider.
Nach dem 365 GTS4 waren die in Serie gebauten Ferrari-Spider V8- und nicht V12-Motoren. Es gab einige wenige Ausnahmen, wie den 550 Barchetta Pininfarina aus dem Jahr 2000, den Superamerica aus dem Jahr 2005, den SA Aperta aus dem Jahr 2010 und den F60 America aus dem Jahr 2014, die in limitierter Auflage mit V12-Frontmotor gebaut wurden.
Doch wer prophezeite, dass der Daytona Spider der Abgesang auf den Stammbaum sein würde, sollte sich irren. 2019 wurde der erste Serien-V12-Spider seit dem 365 GTS4 vorgestellt, der 812 GTS. Er war schneller und noch aufregender zu fahren als der Daytona.
Jetzt, nur fünf Jahre später, ist da der 12Cilindri Spider. Und wieder einmal hat der V12 Spider – Ferraris ikonischste Fahrzeuggattung – neue Höhen erreicht.