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05 Mai 2017Races

Bereit für eine neue Challenge

05 Mai 2017

Text: Andrea Scarpa

Kurz vor Beginn einer neuen europäischen Ferrari Challenge-Saison haben wir uns mit der rasanten Familie Gostner getroffen


Man fühlt sich wie am Set eines James Bond-Films, wenn man zu Thomas Gostners Haus inmitten eines dichten Lärchenwalds in der Nähe von Bozen (Südtirol) kommt. Etwa 10 kleine Flugzeuge sind auf dem Rasen geparkt: eines landet, zwei weitere sind in der Luft und warten auf die Landeerlaubnis, während ein Hubschrauber mit steil nach unten zeigender „Schnauze“ gerade abhebt.

 

Gelenkt werden sie vom Boden aus von Thomas, mit dem Sendeempfänger in einer Hand und der Satelliten-Steuerung in der anderen. Er hat etwas organisiert, das man nur als sein eigenes Oktoberfest bezeichnen kann. Alles ist ein bisschen speziell hier, genauso wie die Familie Gostner selbst.

Nicht zuletzt deshalb, weil sie echte Rennfahrer sind. Neben Familienoberhaupt Thomas, Jahrgang 1957, wären da noch Manuela, 32, Corinna, 31 und David, 30, die alle noch hier in der Nähe leben.

 

Gostner senior ist einer der bedeutendsten italienischen Produzenten von grüner Energie, seine beiden Töchter arbeiten in der Bekleidungsindustrie und sein Sohn ist Weinproduzent. Sie alle haben sich für die Ferrari Challenge Europe, die Meisterschaft speziell für europäische Kunden (es gibt eine parallele Rennserie in Nordamerika und Asien-Pazifik) angemeldet. Sie ist in zwei Klassen (Coppa Shell, wo Thomas, Manuela und Corinna teilnehmen, und Trofeo Pirelli für erfahrene Fahrer wie David, der die Coppa Shell im Jahr 2013 gewonnen hat) - unterteilt.

 

Die Gostners fahren für das in Bolzen basierte Ineco-MP Racing-Team; wie bei den anderen Teilnehmern der Markenmeisterschaft ist ihr Auto ein 458 Challenge Evo, ein absolutes Juwel mit einem 4,5-Liter-V8-Motor, der 570 PS liefert.

„Ich habe Ferraris immer geliebt“, erklärt Thomas. „2011 habe ich mit meinem Sohn David in Monza nach dem Kauf eines 458 Italia Straßenautos mit dem Rennfahren begonnen. Das ist jetzt also meine sechste Saison, und ich muss sagen, ich habe in dieser Zeit phantastische Erfahrungen gemacht. Der Motorsport ist einzigartig und unvergesslich. Ich werde mich immer an die Runden in Imola, Silverstone und Mugello erinnern, hart umkämpfte, intensive, schnelle Rennen. Mein Traum war es schon immer, auf dem Podium zu landen. Früher oder später werde ich es schaffen. Mein bestes Ergebnis ist der vierte Platz ... ich bin fast am Ziel.“

 

Die neue europäische Ferrari Challenge-Saison beginnt am kommenden Wochenende (19. Mai) in Valencia. Also, wer ist der schnellste in der Familie? „David ist der Beste“, sagt Thomas. „Er ist der talentierteste und der schnellste von uns allen. Jetzt, da wir nicht in der gleichen Klasse fahren, habe ich eine noch bessere Vorstellung davon, wie natürlich sein Fahrstil ist und wie schnell er fahren kann. Er sitzt hinter dem Lenkrad, hört auf den Motor und fährt einfach los.“ 

 

Und was ist mit den Gostner-Frauen? Manuela und Corinna antworten wie aus einem Mund: „Wir hatten unser erstes Rennen vor zwei Jahren in Brünn“, sagt Manuela. Papa und David konnten wegen beruflicher Verpflichtungen nicht teilnehmen, also fragten sie uns, ob wir an ihrer Stelle fahren möchten. Wir haben sofort zugesagt, obwohl wir es noch nie gemacht hatten. Wir haben uns beim Ferrari Corso Pilota angemeldet, um eine Rennlizenz zu bekommen, sind unser erstes Rennen gefahren und haben es nie bereut.“ 

Was missmutige männliche Konkurrenten und mögliche Neckereien von anderen Challenge-Teilnehmern betrifft, so hatten die beiden Frauen im Großen und Ganzen Glück, wenn man von den üblichen coolen Sprüchen absieht. „Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass ich die meisten von ihnen überholt habe“, erklärt Manuela grinsend. „Und am Ende ist es das, was du hinter dem Lenkrad machst und die Ergebnisse, die du nach Hause bringst, was eigentlich zählt. „Dies ist eine der wenigen Sportarten, wo Männer und Frauen ohne Probleme zusammen fahren können.“

 

Plötzlich kommt David, der schnellste Gostner, dazu und beginnt schallend zu lachen. „Das Unglaubliche an unserer Familie ist, wie sehr meine Schwestern jetzt das Rennfahren genießen. Jahrelang habe ich sie zu meinen Rennen eingeladen, und sie sind nie gekommen. Das Ferrari-Fieber hat wieder zugeschlagen.“

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