Das sehnsüchtige erwartete 499P-Hypercar letzten Monat auf der Rennstrecke von Sebring debütiert hat und als nächstes im portugiesischen Portimão mit den Autos Nr. 50 und 51 pilotiert von Fuoco/Molina/Nielsen und Pier Guidi/Calado/Giovinazzi. Ferrari trat beim letzten Rennen in der Elite-Kategorie in Le Mans im Jahr 1973 mit dem 312 PB von Merzario-Pace an.
Der Wagen hätte einen historischen Sieg einfahren können, aber stattdessen war er letztendlich „der erste Verlierer“, wie Enzo Ferrari es bissig ausgedrückt hatte. Mit anderen Worten, Zweiter: Sechs Runden hinter dem Siegerauto, dem Matra von Larrousse-Pescarolo.
Der Ferrari 312 PB von Arturo Merzario und seinem brasilianischen Teamkollegen Carlos Pace auf dem Weg zum zweiten Platz beim letzten Auftritt der Scuderia in der Königsklasse bei den 24 Stunden von Le Mans 1973
Arturo Merzario, der aus Como in Norditalien stammt, hatte in Le Mans im 312 PB zusammen mit seinem brasilianischen Teamkollegen Carlos Pace souverän geführt, und sie hätten das Rennen auch weiter dominiert, wenn das Cockpit bei Einbruch der Dämmung nicht plötzlich überflutet worden wäre. Es war aber keineswegs Wasser, das ins Cockpit lief, sondern Benzin - ganze fünf Zentimeter hoch.
Verständlicherweise brach Panik aus: „Mein Rennanzug war klatschnass und ich hatte Angst, dass ein Feuer ausbrechen könnte“, erinnert sich Merzario heute. „Ich bin im Schritttempo von der Mulsanne-Geraden bis zur Box gefahren, ohne zu bremsen, um einen möglichen Funkenflug zu vermeiden. Der rechte Tank war gebrochen. Die Mechaniker vollbrachten eines ihrer üblichen Wunder, die Reparatur schien im Handumdrehen erledigt. Die rund 15 Runden Rückstand bei unserem erneuten Start hatten wir am Ende des Rennens mehr als halbiert. Wir hätten locker gewonnen…“, seufzt er, immer noch spürbar enttäuscht.
Merzario hat den Körperbau eines Jockeys und trägt einen Cowboyhut. Er erinnert sich noch ganz genau und mit großer Leidenschaft, aber auch mit Bedauern an jedes einzelne Detail – es war sein bestes Ergebnis bei vier Teilnahmen am 24-Stunden-Rennen in Frankreich. Doch er hat nicht einmal eine Trophäe, an die er sich erinnern könnte: „An der Ziellinie wartete schon ein Auto, das mich direkt zum Flughafen Orly brachte...“
Trotz der 50 Jahre, seit er in Le Mans am Steuer saß, hat Merzario nichts von seiner Leidenschaft für den Rennsport verloren und wünscht sich immer noch, er könnte selbst mit 80 Jahren teilnehmen
Was dieses Rennen betrifft, das Merzario bereits drei Jahre zuvor in einem anderen Ferrari, dem 512 S, in Angriff genommen hatte, schien ein Fluch auf ihm zu lasten: „Er war zwar ein echtes Kraftpaket, aber auf dem Circuit de la Sarthe geradezu kinderleicht zu fahren, da er in den schnellen Kurven brillant war. Seine Schwachstelle waren die engen Kurven, für die er offenbar nicht gemacht war.
Dagegen hatte der 312 PB ein unglaubliches Chassis und war ein echter Allrounder. Ein außergewöhnliches Auto, der Konkurrenz um Längen voraus – einschließlich Motor und Getriebe. Er hatte nur ein kleines Problem: Aufgrund ihrer Position wurden die Stoßdämpfer schnell warm und machten die Aufhängung ‚weicher‘, aber das konnte man leicht ausgleichen.“
Merzario wartet darauf, dass er 1972 beim belgischen „Spa 1.000 km“ an der Reihe ist, einem Rennen, das er an der Seite von Brian Redman gewann
Nach einer (zwangsläufig) ungefähren Berechnung hat Arturo Merzario mehr als 1.300 Rennen bestritten. Und trotz seiner 80 Jahre nimmt er auch heute noch mit Oldtimern an Rennen rund um den Erdball teil.
Dennoch hadert er nach wie vor mit Le Mans 1973: „Ich hatte die Pole, was damals auch bei Sportwagenrennen entscheidend war, weil man immer am Limit gefahren ist, ohne viel Taktik. So übernahm ich locker die Führung.
Carlos Pace mochte Langstreckenrennen nicht besonders, also übernahm ich 18 Stunden und 36 Minuten das Steuer, aber das machte mir nichts aus. Ich habe meinen Job immer geliebt. Wenn es nach mir ginge, würde ich immer hinter dem Steuer sitzen.“
Merzario und „The Dragon“ Sandro Munari belegten 1972 mit ihrem 312 PB beim „Austria 1.000 km“ auf dem Osterreichring den vierten Platz
Heute gibt es einen wissenschaftlichen Ansatz zur Vorbereitung eines 24-Stunden-Rennens, mit einem Team von Spezialisten, die sich um Ernährung, Schlafmuster und den psychologischen Aspekt kümmern. Aber das war nicht immer so: „Damals war es uns Fahrern überlassen, die Schichten selbst einzuteilen. Es gab keine körperliche Vorbereitung auf ein so langes Rennen. Ich bin fast jeden Sonntag Rennen gefahren und das Training hat sich einfach automatisch ergeben. In unseren Ruhepausen schliefen wir oft im Auto, das hinter der Box geparkt war, mit dem Lärm der vorbeirasenden Autos in den Ohren. Die Mechaniker lehnten sich zwischendurch an die Reifen und machten ein Nickerchen.“
Im Laufe der Zeit hörte Merzario allmählich auf, mit Prototypen Rennen zu fahren, wie Ferrari das 1973 gemacht hatte: „Es war nicht mehr möglich, in allen Kategorien anzutreten. Enzo sagte es mir direkt ins Gesicht: Für ihn waren Formel 1-Grands Prix eine nette Unterhaltung am Sonntagnachmittag. Er bevorzugte die Sportwagenrennen, war aber gezwungen, sich auf die Einsitzer zu konzentrieren. Die Zeiten hatten sich geändert.“