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27 Feb 2017Cars

Der Weg zur perfekten Karosserie

27 Februar 2017

Text: Richard Bremner

Die Fertigungslinien der Carrozzeria Scaglietti vereinen sich mit der innovativen Robotertechnologie mit einer menschlichen Note


Domenico Corigliano, ein echter Meister der Metallbearbeitung, arbeitet seit 37 Jahren im Scaglietti-Werk. Ihm fallen Dinge auf, die nur wenige von uns jemals bemerken würden. Und sollte er tatsächlich einen Mangel entdecken - egal wie winzig er auch sein mag - weiß er genau, was zu tun ist.

 

Lange Zeit waren Hämmer, Feilen und Spaltlehren das klassische Werkzeug der Karosseriebauer. Doch nur wenige Meter von Corigliano entfernt sind ein paar Roboter am Werk. Sie bringen die Stanznieten an, mit denen die Außenverkleidung des 488 mit seinem Innenaufbau verbunden wird. 

Diese Mischung aus traditionellen Fertigkeiten und fortschrittlicher Technologie macht Ferraris Karosseriewerkstatt Scaglietti so ungewöhnlich und trägt in hohem Maße zum Vergnügen bei, einen Ferrari zu besitzen. In Modena beheimatet, sind die Carrozzeria Scaglietti und Ferrari einander seit 1947 verbunden. Damals bestellte Enzo Ferrari bei Sergio Scaglietti, der eine Autokarosserie-Reparaturwerkstatt betrieb, ein paar Kotflügel für einen Wagen, der für ein 1600km-Langstreckenrennen angemeldet war.

 

Ein Jahr später reparierte Scaglietti für Ferrari einen beschädigten Barchetta, was Aufträge für einen 2,0-Liter-Sportwagen und (im Jahre 1952) für eine Karosserie für den Mondial 4,0-Liter nach sich zog. Es folgten die Arbeiten am wegweisenden Testarossa, sowie der - von Enzo mitfinanzierte - Umzug in eine neue Fabrik in der Via Emilia Est in Modena. Die beiden wurden Freunde, und Sergio stand auch Enzos Sohn Dino sehr nahe, der oft in der Karosseriewerkstatt zu finden war.

 

Heute gibt es drei Produktionslinien: Team V8 baut den 488 GTB und Spider, sowie den California T, Team V12 den F12berlinetta, den F12tdf, den GTC4 Lusso und den (V8) GTC4 Lusso T, das Team Serie Speciale arbeitet am LaFerrari.

 

Die beiden Linien, die die Autos mit Aluminiumkarosserie bauen, folgen im Wesentlichen den gleichen Prinzipien. Hochpräzise Roboter kümmern sich um größentechnisch und strukturell kritische Baugruppen, und allerhöchstes handwerkliches Können sorgt für ein perfektes ästhetisches Finish.  

Der Karosseriemontageprozess für die V8- und V12-Linien beginnt mit der Ankunft der wichtigsten Fahrgestelleinheiten. In etwa 10 Stunden verwandelt sich das Chassis eines V8-Modells in eine lackierfertige Karosserie. Bei den V12-Modellen dauert es doppelt so lang.

 

Die innere Struktur entsteht mithilfe von Robotern und Schweißarbeiten von Hand. Ein wichtiges Element ist die Lasermessung der toleranzkritischen Maße durch den Perceptron Roboter - 301 im Falle des 488 GTB. Jede Karosserie wird mit dem Perceptron vermessen, um höchste Präzision zu gewährleisten.

 

Claudio Gambarelli, Leiter der Karosserierohbauwerkstatt, erklärt, wie die jungen Leute, die ins Unternehmen kommen, in der Scuola dei Mestieri [Handwerksmeisterschule] die Techniken der einzelnen Produktionsstufen lernen. Mehr noch als die Autos selbst, ist es bei Ferrari die Belegschaft, die mit ihrer Leidenschaft und ihrem Know-how den Unterschied ausmacht.

 

Die Traditionen und Prozesse, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, machen das Endprodukt wirklich einzigartig. Das gilt umso mehr für den Bereich Serie Speciale. 

Der LaFerrari erfordert 50 Stunden sorgfältige Montage und Endverarbeitung. Wenn die Carbonfaserkarosserie ihre Außenverkleidung erhält, müssen die freiliegenden Gewebefasern zahlreicher Paneele perfekt ausgerichtet werden. Scaglietti fertigt die Aluminium-Front- und Heckmodule des LaFerrari mit einem Output von einer Karosserie pro Tag. In den fünf Arbeitsstationen werden die Karosserien jeweils 480 Minuten lang bearbeitet. 

 

In einem riesigen Glasraum in der Nähe steht ein F12tdf auf einer festen Stahlplatte. Das ist das neue Metrologie-Zentrum von Scaglietti, das 1200 Bezugspunkte auf jedem Auto misst, wie Marcello Baldelli erklärt: „Wir machen vier Autos am Tag und brauchen zwei Stunden für jedes Auto. Diese Messdaten werden in einem Archiv gespeichert und reichen einige Zeit zurück.“

 

Das ist Lichtjahre von den Tagen entfernt, als Corigliano noch ganze Paneele von Hand bearbeitete. Heute verschmelzen jene handwerklichen Fertigkeiten mit der robusten Präzision der modernen Technik. Schön zu wissen, dass dies alles in der Fabrik eines engen Freundes von Enzo geschieht.  

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