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Der 12Cilindri  Zukunftsorientiert

Mit dem neuen 12Cilindri hat Ferrari eine gänzlich neue Designsprache erfunden. Wir haben mit dem Designteam gesprochen, um zu erfahren, welchen Platz er in Ferraris stolzer Ahnenreihe aus ikonischen V12-Modellen mit Frontmittelmotor einnimmt, und um sein radikal futuristisches Designethos zu verstehen
Text: Chris Rees

Wie gesprochene Sprachen entwickeln sich auch Designsprachen meist langsam weiter; aber im Fall des neuen 12Cilindri hat das Designteam von Ferrari eine völlig neue, kühne, radikale Sprache geschaffen. Die Ausdruckskraft des neuen Designlexikons ist anders als alles, was es bisher gab. So setzt der 12Cilindri ein kühnes Statement, vor allem, wenn man bedenkt, wie er sich in die heilige Linie der V12-Zweisitzer mit Frontmittelmotor von Ferrari einfügt, die bis zur Gründung der Marke im Jahr 1947 zurückreicht und so ikonische Modelle wie 250 GT SWB, 365 GTB/4 ‚Daytona‘, 550 Maranello und 812 Superfast umfasst.

Die Frontpartie des 12Cilindri erinnert zwar an den klassischen Ferrari Daytona, doch das Design dieses neuesten Modells ist eher auf die Funktion ausgerichtet, die die Form bestimmt, als auf die Würdigung der vergangenen Erfolge der Marke

Leiter Ferrari ist natürlich von seiner illustren Vergangenheit geprägt, wird aber niemals von ihr eingeengt. Der neue 12Cilindri schreibt kühn seine eigene Designgeschichte mit einer gänzlich neuen Sprache, so Flavio Manzoni, Chefdesigner des Ferrari Centro Stile. „Mit dem Ferrari 12Cilindri wollten wir die stilistischen Codes der früheren V12-Frontmittelmotoren von Ferrari radikal verändern. Er stellt eine klare Abkehr von der skulpturalen Sprache seines Vorgängers dar. Eines der Ziele war es, Designsprachen zu erforschen, die nur am Rande mit der Welt des Automobils zu tun haben.“

Um das Design des 12Cilindri zu verstehen, ist es wichtig, den Kontext des neuen Modells innerhalb der Ferrari-Produktpalette zu kennen, erklärt Andrea Militello, Head of Sports Cars Exterior Design. „Bei seiner Markteinführung war der 812 Superfast das stärkste und leistungsfähigste Fahrzeug der Ferrari-Baureihe. Das ist heute nicht mehr der Fall, denn der SF90 Stradale und der SF90 XX Stradale – mit 1000 PS bzw. 1030 PS – haben ihn inzwischen verdrängt. Das hat neue Möglichkeiten eröffnet, einen raffinierterten, ganzheitlicheren Ansatz zu verfolgen, bei dem es nicht nur um Leistung und die Vermittlung von Sportlichkeit geht.“

Der 12Cilindri zeichnet sich durch eine völlig neue Designsprache aus. „Er stellt eine klare Abkehr von der skulpturalen Sprache seines Vorgängers dar“, sagt Flavio Manzoni, Chefdesigner des Ferrari Centro Stile

Militello fährt fort: „Der 12Cilindri hat ein sehr starkes Erbe, aber die Inspiration stammt definitiv nicht aus der Vergangenheit. Stattdessen haben wir einen revolutionären Ansatz gewählt, um dieses Auto weit in die Zukunft zu projizieren, fast wie bei einem Raumschiff, fast wie Science-Fiction.“

Beim 12Cilindri zeigt sich eine neue formale Strenge, ein funktionalerer Ansatz für die Form. So sind zum Beispiel die Kotflügel muskulös, drücken aber auch eine klare geometrische Präzision aus, während die Flanken, die sich über die gesamte Länge des Fahrzeugs erstrecken, extrem clean sind.


Von links: Das Äußere und Innere des 12Cilindri sind skizziert, während Farb- und Materialkombinationen von Experten im Ferrari Centro Stile besprochen werden

Eines der Schlüsselelemente für den überaus zukunftsweisenden Ansatz des Designteams ist die „Nase“, die auf jegliche Form von traditionellem Kühlergrill und Scheinwerfern verzichtet und stattdessen ein einziges, umlaufendes Band aufweist, das die gesamte Beleuchtung enthält und aus dem die Tagfahrleuchten wie Lamellen herausragen.

Die Vorstellung, dass es sich um eine bloße Neuinterpretation des legendären Ferrari 365 GTB/4 ‚Daytona‘ mit seinen Plexiglas-Scheinwerferabdeckungen handelt, weist Militello zurück: „Die Verbindung zwischen diesen beiden Modellen ist natürlich kein Versehen, aber wir wollten dieses Merkmal nicht aus lauter Liebe zum Daytona um jeden Preis auf dieses Auto übertragen. Es geht mehr um die Funktion als um die Form, ein Grundsatz der für Ferrari heute nach wie vor gültig ist. Dieser Ansatz wurde auch bei der Interpretation der Kabinenform, der geometrischen Brücke zwischen den beiden hinteren Kotflügeln, und der Heckscheibe, die mit den hinteren Leuchten eine Einheit bildet, verwendet.“


Von links: Die Tonmodellierung des 12Cilindri ist ein heikler, zeitaufwändiger Prozess, der jedoch spektakuläre Ergebnisse liefert. Flavio Manzoni überprüft den Fortschritt mit Andrea Militello (ganz rechts)

Flavio Manzoni hebt das Design des Hecks als besonders wichtig hervor: „Hier finden wir das Thema, das vielleicht als Markenzeichen des Ferrari 12Cilindri durchgeht und zeigt, wie wir es geschafft haben, technische und funktionelle Anforderungen mit Schönheit zu verbinden. Zwei aktive Aerodynamikklappen sind in die Heckscheibe integriert, wodurch ein charakteristisches Delta-Motiv entsteht.“

Das Schwestermodell des Coupés, der 12Cilindri Spider, folgt ebenfalls dem Prinzip ‚Form folgt Funktion‘: Ein ähnliches schwarzes Element verbindet das Heck mit den Aerodynamikklappen, während die beiden Streben, die zum Heck hin abfallen, die Ausdruckskraft der Flanken des Fahrzeugs aufgreifen.

Beim 12Cilindri drückt sich das Ferrari-Design also auf eine völlig neue Art und Weise aus: weg von der Nostalgie, hin zu einer radikal neuen Denkweise. Ein Ansatz, der mehr denn je die kühne Vision von Ferrari unterstreicht.