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06 Mär 2019Cars

Großbritanniens ältester Ferrari ist in London ein Star

06 März 2019

Richard Aucock

Dieser Ferrari 166 Inter ist das älteste GT-Fahrzeug aus Maranello auf Großbritanniens Straßen


„Der Ursprung aller Ferrari-Straßenwagen liegt hier.“ Peter Holloway ist begeisterter Ferrari-Fan und unheimlich stolz auf seinen wunderschönen 166 Inter. 1948 auf den Markt gekommen, war er Ferraris erster Gran Turismo-Straßenwagen. Ein Coupé, der entwickelt wurde, um den steigenden Erfolg, den die berühmte Automarke mit ihren Rennwagen erzielt hatte, auch im Straßenwagensektor zu wiederholen. Damals hatte Ferrari bereits zahlreiche wichtige Autorennen gewonnen. Die Zeit war reif, darauf aufbauend einen neuen Sportwagen für die Straße herauszubringen.

Der Motor - das Herzstück aller Ferraris - war ein 2,0 Liter V12 und hatte sich bereits in Sportwagen und in Formel-2-Rennen verdient gemacht. In der Straßenversion schaffte er 110 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von über 170 km/h - für die späten 1940er Jahre ein beeindruckendes Ergebnis! Der Motor wurde mit einem Getriebe mit fünf Gängen verbunden. „Das war eine große Seltenheit; viele Autos der Konkurrenz hatten nur vier Gänge. Dies ließ den neuen Ferrari exotisch wirken”, meint Peter. Die bezaubernde Karosserie wurde von Touring of Milan gebaut, das Fahrgestell darüber von Ferrari in Maranello.

Wir haben mit Peter auf der London Classic Car Show gesprochen, auf der er sein Auto ausgestellt und bei den Live-Schaurennen gefahren hat. „Ich habe ihn 2014 gekauft und seither fast ständig in Gebrauch. Ich finde Autos sind zum Fahren da: Dabei blühen sie auf, und nicht als Garagenhüter! Zuvor habe ich mit ihm eine Tour durch Europa gemacht, und dabei war er ein so toller Begleiter. Dieses Jahr möchte ich das wiederholen!“ Ein Ordner unterbricht uns - Peter muss zum nächsten Schaurennen vor dem Publikum. Er steigt in seinen 166 Inter und startet ihn. Eine Auspuffwolke, der Motor heult auf - und weg ist er. Sogleich richten sich alle Smartphones und Kameras in der Halle auf ihn. Sein Ferrari ist der Star.

Nachdem wir die Menge bei ihrer Begeisterung für den 166 beobachtet haben, treffen wir Peter später wieder. „Wissen Sie, er ist Teil einer Sammlung: Ich liebe V12 Ferraris mit Frontmotor und manuellem Getriebe. Ich habe einen aus jeder Ära, vom 166 Inter bis hin zum 575 Superamerica. Ein Ferrari V12 ist wirklich etwas Unglaubliches. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich sieben davon habe... und alle haben sie eine Verbindung zum 166 Inter.” Peters Ferrari ist etwas ganz Besonderes, denn er trägt die Fahrgestellnummer 17S (mit entsprechender Motornummer). „Ferrari hat seinen Rennautos gerade und seinen Straßenwagen ungerade Nummern gegeben. Das bedeutet, dass mein Ferrari der neunte überhaupt gebaute Ferrari-Straßenwagen ist!”

Es ist der älteste Ferrari in Großbritannien, doch Peter erzählt uns, dass dies nicht der Grund dafür ist, warum der Wagen über eine Rechtslenkung verfügt. „Die meisten Rennstrecken waren damals gegen den Uhrzeigersinn: Mit dem Sitz auf der rechten Seite hatten die Fahrer ein größeres Sichtfeld in der Kurve. Mein Modell stammt von einem Rennwagen ab und hat daher ebenfalls Rechtslenkung.” Der Name leitet sich laut Peter von der Motorgröße ab. „Der Tipo 166 hat individuelle 166 ccm-Zylinder, der frühe Tipo 125-Motor 125 ccm-Zylinder.” Die Karosserie sei die letzte, die von Touring gebaut wurde, so Peter. Später hätten andere Karosseriebauer die Anfertigung der Karosserien des 166 Inter übernommen. „Und mein Wagen ist der sechste 166 Inter – die vorherigen drei Straßenwagen waren vom Modell 166 Sport.“

Während wir uns unterhalten, ruft jemand aus der Menge herüber: „Toller Wagen, Mann!” Peter lacht, geht hinüber und erzählt ein bisschen über die Geschichte seines Autos. Er erklärt, dass insgesamt weniger als 40 Ferraris dieses Typs gebaut wurden und sein Auto daher nicht nur einer der ersten, sondern auch einer der seltensten Ferraris ist. Freudestrahlend entfernen sich seine Zuhörer. „Diese positive Reaktion auf meinen Ferrari ist typisch. Darum lasse ich ihn nie allzu lange in der Garage. Er ist 70 Jahre alt, aber von der Rente scheint er noch weit entfernt. Außerdem habe ich kein Recht dazu, ihn zu verstecken. Er ist so ein besonderer Wagen und ich verstehe mich als sein Hüter. Ich kümmer mich um ihn bis zu seiner nächsten Lebensphase.”

Es wird Zeit zu gehen. Die Show ist fast vorbei und wir haben stundenlang gesprochen. Dennoch zeigt mir Peter weiter Details, kleine Besonderheiten, die Harry, unser Kameramann, unbedingt filmen muss. Ich hätte mir nie träumen lassen, jemals ein so beeindruckendes Stück aus der Ferrari-Geschichte so hautnah erleben zu können. Auch die anwesende Menge nicht, die bei jeder Fahrt Peters in Begeisterung ausbricht. „Ich hätte auch einfach nur am Tag der Eröffnung nach London kommen und ihn für den Rest des Events hier stehen lassen können”, sagt er uns. „Das kam für mich nie in Frage: Ich bin jeden Tag hier und will so viele Schaurennen wie möglich fahren.” Die Geschichte von Ferrari begann mit dem 166 Inter und sieben Jahrzehnte später stellt sein gegenwärtiger Besitzer sicher, dass sich so viele Liebhaber wie möglich an ihm erfreuen können.

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