Richard Aucock
Vor vierzig Jahren holte Jody Scheckter den Formel-1-Weltmeistertitel für Ferrari. Hier erinnert er sich, wie er für uns Geschichte geschrieben hat
„Es war eine Erleichterung!“, schmunzelt Jody Scheckter. Er besiegelte den Sieg in der Formel-1-Weltmeisterschaft 1979 im italienischen Monza, als er vor seinem Teamkollegen über die Ziellinie fuhr und mit einem nahezu perfekten Sieg Geschichte schrieb. Aber wie bei vielen Champions war Jodys erster Gedanke einfach Zufriedenheit, dass er sich mit Ferrari endlich seinen Traum erfüllt hatte.
Ein Jahr später kaufte Scheckter seinen Ferrari 312 T4, mit dem er den Titel erobert hatte. Heute steht er in seiner Sammlung auf der Laverstoke Park Farm, Scheckters florierendem Biolandbau-Unternehmen in Hampshire (England) und ist sein „bestes Pferd im Stall“. Nach der Formel 1 hatte Jody ein bewegtes Leben und er versucht jetzt, sich Zeit zu nehmen, um es zu genießen. Als wir uns treffen, hält er ein paar Momente inne, blickt auf sein Auto, und die Erinnerungen steigen in ihm hoch. „Ich hatte eine fantastische Zeit bei Ferrari. Ich war schon mehrere Jahre mit ihnen im Gespräch, unterschrieb aber erst 1978 für die beiden Folgejahre.
Die Leute sagten mir: ‚Jody, du kommst nie in einen Ferrari‘, aber ich hörte nicht auf sie... und genoss die Zeit, als ich für die Scuderia fuhr.“ Wie Jody erklärte, testeten die Rennteams damals unheimlich viel. „Jahrelang war ich für britische Teams gefahren. In England hast du getestet, zum Mittag gab es etwas Weißbrot und ein paar Essiggurken, dann ging es weiter. In Italien hast du getestet… dann gab es Pasta, großartiges Essen, Gespräche und viel Gelächter… aber die nachmittäglichen Rundenzeiten waren bis 16 Uhr immer langsamer!“
Jodys Teamkollege bei Ferrari war der legendäre Gilles Villeneuve. „Gilles und ich haben uns super verstanden. Wir waren gute Freunde und hatten Respekt voreinander. Die Presse versuchte immer, die Fahrer zum Kampf anzustacheln, aber wir sagten uns ‚auf diesen Unsinn lassen wir uns nicht ein‘ und hatten ein tolles Verhältnis.“ Beide Fahrer lebten in Monaco und fuhren regelmäßig zum Testen nach Fiorano (Italien). Geschichten über Gilles' wilde Vollgas-Fahrten nach Maranello gab es zur Genüge, und auch Jody war das nicht verborgen geblieben. „Einmal fuhr ich mit Gilles mit und sagte zu ihm: ‚Mach ja keinen Blödsinn‘. Er gehorchte.
Bis ca. 10 km vom Werk entfernt. Da begannen die Reifen dann zu quietschen…“ Vor dem Auto hält er inne. „Wissen Sie, mein größter Erfolg im Rennsport war, dass ich lebend davon gekommen bin. Ferrari baute sichere Autos, aber damals war es schlimm. Ich hatte Glück. Der Weltmeistertitel machte mich sehr glücklich – deshalb wollte ich für Ferrari fahren, weil ich wusste, dass das Team schnell war.“ Seinen ersten Sieg für Ferrari feierte Jody beim Rennen in Spa Francorchamps in Belgien, gefolgt von einem klassischen Sieg in Monaco, und im Sommer 1979 sammelte er weitere taktische Punkte.
Das Rennen in Monza, das ihm den Titel bescherte, war ein Fest. Die Tribünen waren voll und die Ferraris begeisterten von Anfang an, indem sie gleich die Führung übernahmen. Bei Jodys Sieg war der Jubel groß, und der Sieg wurde umso mehr gefeiert, als es das 300. Rennen der Scuderia Ferrari war. Jody fuhr noch ein weiteres Jahr Rennen und zog sich dann ins Geschäftsleben zurück. Seine wunderschöne Laverstoke Park Farm hat sich zu einem Bio-Spezialisten entwickelt: „Wir machen den besten Büffelmozzarella!“ Unsere Zeit ist um. Jody steht da und blickt liebevoll auf seinen siegreichen, mit dem Titel gekrönten Ferrari. „Auf Wohltätigkeitsveranstaltungen und Sonderschauen fahren wir noch damit.
Der Flat-12-Motor dreht auf 12.000 U/min und der Sound ist unglaublich – der Beste bei der Startaufstellung. Für moderne Verhältnisse sieht er so einfach aus, aber er war schnell und wunderbar zu fahren. Man konnte damit sliden – das mochte ich.“
Wir verabschieden uns von Jody, der mit einem Lächeln und einem fröhlichen Winken zu seinem nächsten Termin aufbricht. Vierzig Jahre später ist er noch immer so ehrgeizig und engagiert wie eh und je. Seine Erleichterung von 1979 ist heute eine schöne Erinnerung, die er genießen kann, und er versichert, dass er sich die Zeit dafür nimmt. „Für Ferrari zu fahren, war die eine Sache, aber für Ferrari zu gewinnen war unglaublich. Ich hatte wirklich unglaublich viel Glück.“