Richard Aucock
Maurice Trintignant gewann für Ferrari sowohl in der Formel Eins als auch in Le Mans
Charles Leclerc wird 2019 für die Scuderia Ferrari fahren und als erster Franzose seit Jean Alesi im Jahre 1995 für das Team antreten. Frankreich hielt 1890 die weltweit ersten Motorsportrennen ab und blickt auf eine lange Geschichte mit siegreichen Formel Eins-Fahrern zurück – der allererste Gewinner, Maurice Trintignant, siegte hinter dem Lenkrad eines Ferrari.
Der bahnbrechende Sieg erfolgte 1955. Damals war Trintignant Fahrer der Scuderia Ferrari, der vom Privatteam Ecurie Rosier zum Werksfahrer befördert worden war. Beide Teams fuhren Ferrari 625 Vierzylinder, und in diesem Jahr holte sich Trintignant beim Großen Preis von Monaco den Sieg. Der gewiefte Franzose stand bei der Startaufstellung auf dem neunten Platz, startete aber schnell und machte im Rennen Plätze gut.
Am Ende des legendären 100-Runden-Rennens führte er das Feld an und fuhr vergnügt an der Schachbrettflagge vorbei, um seinen ersten Formel-Eins-Sieg einzustreifen. Damit sicherte er sich seinen Platz in der Geschichte als erster Fahrer aus Frankreich, der in der Formel 1 gewann. Wie lange wird es dauern, bis Leclerc sich zu ihm auf die Liste der französischen F1-Gewinner gesellt? Im selben Jahr hatte Trintignant ein weiteres denkwürdiges Ergebnis beim Großen Preis von Argentinien hinter dem Lenkrad eines Ferrari eingefahren.
Er ist in den Rekordbüchern auf dem zweiten und dritten Platz aufgelistet – weil es an diesem Tag unglaublich heiß war und viele Fahrer sich ein Auto teilten. Maurices Name findet sich deshalb auf der Trophäe für den zweiten Platz, mit José Gonzales und Giuseppe Farina, und auf derjenigen für den dritten, mit denselben zwei Fahrern plus Umberto Maglioli. An jenem Tag gab es ein regelrechtes Durcheinander. Wie es scheint, mussten die Organisatoren des Rennens eine Prüfgesellschaft hinzuziehen, um die Ergebnisse zu kontrollieren.
Ende des Jahres lag Trintignant auf Platz vier der Weltmeisterschaft – ein großartiges Ergebnis, wenn man bedenkt, welche Legenden die Plätze vor ihm einnahmen: Juan Manuel Fangio, Stirling Moss und Eugenio Castelotti. Jedoch war Trintignant nicht nur in der Formel Eins siegreich. Im Jahr davor hatte er einen Sieg in der Sportwagen-Weltmeisterschaft geholt.
In einem Ferrari 375MM triumphierten er und Gonzales bei den 24 Stunden von Le Mans 1954. 1956 wurde er insgesamt Dritter, und zweiter in seiner Klasse, und fuhr einen Ferrari 625LM Touring mit Olivier Gendebien. Für heutige Standards hatte Trintignant eine unglaublich lange Karriere. Seine ersten Rennen bestritt er bereits in den Vorkriegsjahren, 1945 nahm er an den ersten Nachkriegsrennen teil und war bis 1964 in der Formel Eins vertreten.
1960 hatte er vom französischen Präsidenten den Verdienstorden "Legion d’Honneur" erhalten. Abseits des Motorsports war Trintignant ein erfolgreicher Winzer, nach dem Rückzug aus dem Motorsport hatte er sich ganz diesem Bereich zugewandt. Seine Weinberge befanden sich in der französischen Region Languedoc-Roussillon, wo auch die Gemeinde Vergèze liegt, deren Bürgermeister er eine Zeit lang war. Durch den Wein zeigte Trintignant seinen Sinn für Humor. Im Motorsport hatte er einen Spitznamen – Le Petoulet, oder ‘Rattenkot’.
Der wenig beneidenswerte, aber liebevolle Name stammte von einem Kommentar, den er nach einem Ausfall bei seinem Comeback-Rennen nach dem 2. Weltkrieg abgegeben hatte. Ihm war der Sprit ausgegangen, was man später auf Rattenexkremente im System zurückführen konnte, da der Wagen während des Krieges in einer Scheune unter Heuballen gelagert worden war. Als Zeichen dafür, dass er seinen Spitznamen mit Humor nahm, brachte Trintignant später einen Jahrgangs-Rotwein namens Le Petoulet heraus…