„Leidenschaft ist beim Erreichen von Zielen ein unverzichtbarer Motor, vor allem, wenn es um mittel- bis langfristige Ziele geht. Sie ist die Eigenschaft, die ich an den Menschen, mit denen ich arbeite, am meisten schätze.“ Ein weiterer berühmter Ausspruch von Enzo Ferrari? Das würde passen, aber er ist nicht von ihm: Es sind die Worte eines frischgebackenen „Absolventen“ des Ferrari Executive MBA-Programms, ein relativ neues Angebot innerhalb des Ausbildungsprogramms des Cavallino Rampante, das geschaffen wurde, um zukünftige Führungskräfte für das Unternehmen heranzuziehen.
Das Programm – das nun bereits zum zweiten Mal läuft – zielt nicht nur darauf ab, Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, einen Executive Master abzuschließen, sondern will auch Barrieren innerhalb des Unternehmens abbauen, indem Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Bereichen zusammengebracht werden. Im „Klassenzimmer“ lernen sich die „Schülerinnen und Schüler“ gegenseitig kennen, erfahren etwas über die Tätigkeitsbereiche der anderen und lernen, welche Herausforderungen die verschiedenen Positionen mit sich bringen.
Im letzten Jahr nahmen etwa 40 Führungskräfte der mittleren Ebene am 12-monatigen EMBA teil, der „typische“ Kurse in Fächern wie Corporate Finance und Operations&Supply Chain umfasst, aber auch Kurse wie Next Production Revolution und Design Innovation & Sustainability, die genau auf die speziellen Bedürfnisse eines Unternehmens wie Ferrari zugeschnitten sind.
Die Kurse finden zweimal wöchentlich an der Bologna Business School (Teil der Universität Bologna) statt, in der hochqualifizierte Dozentinnen und Dozenten unterrichten. Natürlich muss auch zuhause gelernt werden, etwa 10-12 Stunden pro Woche (zusätzlich zur Arbeit). „Es ist wie ein Ausbildungsprogramm der Navy SEALs“, scherzt Michele Antoniazzi, Chief Human Resources Officer von Ferrari.
Neben dem Unterricht und dem Lernen unternehmen die Studierenden auch Exkursionen zu Unternehmen wie LVMH Moët Hennessy – Louis Vuitton und Brunello Cucinelli. Als Hersteller von Luxusgütern sieht Ferrari in diesen Besuchen eine Möglichkeit, seinen Managern die Best Practices der Branche zu vermitteln und gleichzeitig ihre Perspektive zu erweitern, indem sie erfahren, wie außerhalb der Grenzen von Maranello gearbeitet wird.
Auch „Leadership Scrum“-Vorträge von Personen, die es in ihrem jeweiligen Bereich an die Spitze geschafft haben, sind ein wichtiger Bestandteil des Master-Programms. Im vergangenen Jahr wurden solche Vorträge u. a. von der italienischen Astronautin Samantha Cristoforetti und dem Top-Basketballtrainer Ettore Messina gehalten. Jeder davon bringt persönliche Erfahrungen ins „Klassenzimmer“ und sorgt für unkonventionelle Ideen und Denkanstöße.
In ihrem viel bewunderten Vortrag sagte Cristoforetti, dass das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, wichtig sei, doch um erfolgreich zu sein, müsse man den Moment nutzen: Jeder ist seines Glückes Schmied. „Es war nützlich, über das Thema der Interaktion zwischen verschiedenen Teilen einer Gruppe in einem ungewöhnlichen Kontext zu diskutieren“, bemerkte ein Teilnehmer.
Messinas „Scrum“ konzentrierte sich auf das Thema Teamdynamik und wurde von den Studierenden als „sehr inspirierend“ beschrieben, wobei auch darauf hingewiesen wurde, dass es „stets nützlich sei, sich vor Augen zu führen, wie sehr sich die Leitung einer Gruppe von Kolleginnen und Kollegen und die Leitung eines Sportteams ähneln“.
Die EMBA ist zwar vielleicht die profilstärkste, aber nicht die einzige Bildungsinitiative von Ferrari: Das Unternehmen verfügt bereits über eine „Scuola dei Mestieri„ („Schule für technische Fertigkeiten“) – die mit der Unterstützung von etwa 100 internen Lehrkräften betrieben wird, um wichtige Fertigungskompetenzen zu vermitteln – und bietet weitere Ausbildungsprogramme an.
Der Ferrari EMBA bleibt nicht auf sich selbst beschränkt; er ist Teil eines Ausbildungsweges, den die „Absolventinnen und Absolventen“ auch später im Rahmen von internen Angeboten weiterverfolgen, beispielsweise durch Coachings, die ihnen dabei helfen, ihre neu erlernten Fähigkeiten anzuwenden.
Die Investition in eine kontinuierliche, berufsbegleitende Weiterbildung ist entscheidend für einen langfristigen Erfolg – etwas, das auch Enzo Ferrari erkannt hatte. Deshalb hat das Unternehmen aus Maranello die Zukunft stets vorweggenommen und immer darauf geachtet, dass seine Mitarbeitenden dazu fähig waren, diese vorherzusehen.