Ein V12-Saugmotor, ein elegantes Design und 2+2-Sitze für mehr Komfort für die Passagiere bei gleichzeitiger Unterbringung von Gepäck sind seit den Anfängen des Unternehmens in den späten 1940er Jahren Markenzeichen der Ferrari-Grand-Tourer. Aber 1992 hat Ferrari mit dem 456 GT die Vorlage für das 21. Jahrhundert geschickt neu erfunden.
Der leistungsstarke V12 des 456 GT war völlig neu, sein Design war weitaus moderner und aerodynamischer als das seiner Vorgänger und die Bauweise war für die damalige Zeit sehr fortschrittlich. Er war ein selbstbewusstes Statement inmitten der Turbulenzen der frühen 1990er Jahre, als die Märkte auf der ganzen Welt von Unsicherheit und Rezession geprägt waren.
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Kein Wunder, dass es eine dreijährige Pause gab, nachdem der Vorgänger des 456 GT die Produktionslinien von Maranello verlassen hatte. Der luxuriöse 412 hatte erst 1985 sein Debüt gemacht, aber er beendete die sanfte Entwicklung, die 1972 mit dem 365 GT4 2+2 begonnen hatte.
Der 456 GT träg zwar immer noch Ferraris Erbe in sich, schlug aber einen weitaus moderneren Weg ein. Das elegante Pininfarina-Design war vom zweisitzigen 365 GTB/4 „Daytona“ und dem viersitzigen 365 GTC/4 Coupé inspiriert.
Wie bei diesen Vorgängermodellen verwendete Ferrari auch für den 456 GT einen Stahlrohr-Gitterrohrrahmen und führte damit sportlichere, kompaktere Abmessungen ein, die großzügig genug blieben, um die meisten Erwachsenen auf den plus zwei Rücksitzen unterzubringen.
Die klassischen Linien des 456 GT wurden von Autos wie dem 412 und dem 365 GTB4 inspiriert, wobei Pininfarina Notizen aus der Vergangenheit machte und gleichzeitig die neuesten aerodynamischen Techniken einsetzte
Mit Pininfarinas graziösem Design in Leichtmetall waren die Ergebnisse atemberaubend: Die Motorhaube des 456 GT war lang genug, um seinen extravaganten V12 unterzubringen, die Kabine war elegant zurückgesetzt und das Dach verjüngte sich sanft zu einem eng gezogenen Heck, während die Linien glatter, runder und aerodynamischer waren als die quadratische Geometrie des 412, der ein Modell der 70er Jahre war.
In Anlehnung an die klassischen 365er lugten die Pop-up-Scheinwerfer (auf Nachfrage) aus der unglaublich tief sitzenden Nase hervor, während die Kühllufteinlässe wie ein Spiegelbild subtil in die hintere Motorhaube eingelassen waren.
Diese Lufteinlassgrafik wurde dann in einer C-förmigen Muschel an der Karosserieseite wiederholt: Sie begann hinter dem Vorderrad und ging nahtlos in den Seitenschweller und das hintere Paneel über. Pininfarina hatte die stromlinienförmigen Flanken meisterhaft definiert und gleichzeitig das Metall optisch reduziert.
Das Understatement-Design setzte sich mit einem elektronisch aktivierten Spoiler fort, der in der Heckschürze versteckt war und diskret für zusätzlichen Abtrieb sorgte, damit der 456 GT seine Höchstgeschwindigkeit von über 300 km/h erreichte.
Der 456 GT war von Qualität durchdrungen; Die Innenausstattung war luxuriös ausgestattet und das Auto wurde sogar mit einem eigenen Satz Luxusgepäck geliefert
Das war eine enorme Steigerung von 48 km/h gegenüber dem vorherigen 412, die der 456 GT mit seiner fließend gestalteten Karosserie und dem brandneuen V12-Motor erreichte, mit denen er geradezu mühelos durch die Luft glitt. Der neue V12 mit dem Codenamen F116 ersetzte das bisherige, langjährige Colombo-Aggregat und führte ein fortschrittliches Leichtmetalldesign mit zwei obenliegenden Nockenwellen, vier Ventilen pro Zylinder und einem größeren Hubraum von 5474 cm3 ein, der — geteilt durch 12 Zylinder — die Zahlen im Namen des 456 GT lieferte.
Mit 442 PS bei 6250 U/min und einem flexiblen Drehmoment von 550 Nm (beides dreistellige Steigerungen gegenüber dem 412) wurde die erstaunliche, wenn auch bemerkenswert unbelastete Leistung des V12 über ein Sechsgang-Transaxle-Getriebe auf die Hinterräder übertragen, welches für eine nahezu perfekte Gewichtsverteilung in die Hinterachse integriert war.
Allseitig unabhängige Doppelquerlenker, elektronisch gesteuerte Stoßdämpfer, eine automatische Niveauregulierung am Hinterrad und eine geschwindigkeitsabhängige Servolenkung halfen dabei, die Leistung zu kontrollieren.
Die Schönheit des 456 GT widerlegte die enorme Kraft, die unter der Motorhaube steckt – mit einem brandneuen V12-Motor, der das Auto auf eine Höchstgeschwindigkeit von über 300 km/h bringen kann
Der 456 GT war perfekt für lange Reisen ausgestattet: ein luxuriös eingerichteter und ergonomisch optimierter Innenraum mit weichem Connolly-Leder, Klimaanlage, einem CD-Player mit acht Lautsprechern und sogar serienmäßigem Schedoni-Gepäck — ein vierteiliges Set für manuelle Modelle oder eine dreiteilige Alternative, die speziell auf das GTA-Automatikmodell zugeschnitten war, das 1996 mit einem etwas kleineren Kofferraum auf den Markt kam.
Welches Getriebe auch immer gewählt wurde, ein riesiger 110-Liter-Kraftstofftank sorgte dafür, dass sich die Mitfahrer auch bei Langstreckenabenteuern in aller Ruhe zurücklehnen konnten, während die Straße an ihnen vorüberflog.
Der 456 GT debütierte 1992 auf dem Pariser Autosalon, stieß bei Presse und Kunden gleichermaßen auf großen Anklang und wurde bis 1998 produziert, bevor er durch die eng verwandten 456M GT und GTA abgelöst wurde.
Drei Jahrzehnte nach seinem Debüt als moderner Grand Tourer, der Ferrari in eine völlig neue Ära geführt hat, entwickelt sich der 456 GT zu einem durch und durch modernen und vielseitig einsetzbaren Klassiker.