Für Ferrari heißt Leistung nicht nur Beschleunigung und Geschwindigkeit, sondern es geht auch um den Sound. Jetzt hat es die Marke beim 296 GTS gewissermaßen „krachen lassen“ und durch Teamwork, Technologie und Hartnäckigkeit eine beispiellose Soundqualität geschaffen
Auf Musikkonzerten geht es oft heiß her. Da wird gerockt, bis „das Dach davon fliegt“. Ähnliches könnte man auch über den neuen Ferrari 296 GTS mit einfahrbarem Hardtop (RHT) sagen. Natürlich auch hier nur im übertragenen Sinne.
Der Sound steht beim Ferrari 296 GTB und 296 GTS ganz klar im Mittelpunkt und das Motto lautet: maximaler Fahrspaß. Ab dem Moment, in dem man den Startknopf drückt, bis zum fulminanten oberen Drehzahlbereich wird man in neue Dimensionen des Hörvergnügens versetzt.
Die Spezialisten der NVH & Sound Projects bei Ferrari entwerfen sorgfältig die Timings der Verbrennungen im V6-Hybridmotor, um dem Geräusch ein „Tempo“ zu verleihen
Natürlich stehen hinter jeder großartigen Leistung großartige Künstler. Und so wie verschiedene Gruppen eines Orchesters gemeinsam ihr Meisterwerk schaffen, steckt hinter der Komposition von Ferraris „Musik“ ein überaus talentiertes Team.
Der „Dirigent“ für den 296 GTB und GTS ist Projektleiter Mirko Statini. Er erklärt, dass das gesamte Team zusammenarbeitet, um das Erlebnis zu schaffen: „Diese Leistung ist das Ergebnis von vier Jahren harter Arbeit, von zielstrebiger Analyse, von Vergleichen von Simulations- und Testdaten und der Überzeugung, Ziele zu erreichen, auch wenn Annahmen zunichte gemacht wurden.“
„Alles beginnt mit der Architektur des Motors“, erklärt Antonio Palermo, verantwortlich für NVH & Sound Projects bei Ferrari. „Wir nennen unseren V6 „piccolo V12“ oder „kleiner V12“. Bei einem „V“ von 90 Grad würden die Verbrennungen wie ein „Doppelschlag“ klingen – bumm-bumm, bumm-bumm, bumm-bumm. Unsere V6- und V12-Motoren verhalten sich eher wie ein Metronom – pam-pam-pam-pam-pam-pam, sodass sie das gleiche Tempo haben und der V6 wie eine Zylinderreihe des V12 läuft.“
Das Team von Ferrari musste überlegen, wie sich das Motorgeräusch angesichts des eingezogenen Dachs des 296 GTS und der Luftströmung im Innenraum vom 296GTB unterscheiden würde
Wie wird der Sound in die Kabine übertragen? Das ist die Aufgabe von Ferraris patentiertem Hot-Tube-Resonatorsystem. „Saugmotoren haben einen sehr ausgeprägten Sound und wir wollten die hohen Töne des V12 beim V6-Twin-Turbo beibehalten“, so Palermo. „Dazu haben wir eine völlig neue Version des Hot-Tube-Systems entwickelt, das den Sound so nah wie möglich an den Brennräumen abgreift und an die Kabine überträgt. Es ist wie ein Stethoskop, mit dem man das pulsierende Herz des Motors spüren kann.“
Senior Vehicle Development Engineer Andrea Ghelfi fügt hinzu: „Die Verkleidung musste speziell mit Blick auf den Sound entworfen werden. Um beispielsweise zu vermeiden, dass der Sound an einem Punkt konzentriert wird, haben wir Membranen, Diffusoren und andere Techniken verwendet, um den Sound in der Kabine zu verteilen.
Palermo fährt fort: „Man könnte den Auspuff mit dem Klang einer Trompete vergleichen. Im Gegensatz dazu weist der Einlass härtere Töne auf, die vom Gashebel sowohl in Bezug auf die Lautstärke als auch auf die Qualität linearer beeinflusst werden. Es ist wichtig, all diese Instrumente zu hören – und es ist entscheidend, ein ideales Gleichgewicht zwischen ihnen zu erreichen.“
Der überwältigende Sound des 296 GTS soll die hohen Töne eines V12-Motors nachahmen, weshalb der V6-Hybrid den Spitznamen „Piccolo V12“ trägt
Eine weitere Herausforderung, die das RHT mit sich bringt, besteht darin, dass man bei geöffnetem Verdeck eine direkte Verbindung zum externen Auspuff hat und mehr vom Sound von außen spürt – obwohl das Team hart daran gearbeitet hat, die reine Klangqualität beizubehalten.
Die Aufrechterhaltung eines großartigen Klangerlebnisses bei geöffnetem Verdeck birgt seine eigenen Herausforderungen. Niederfrequentes Flattern und Strudel aus „weißem Rauschen“ werden durch umfangreiche Computersimulationen und ständigen Dialog mit der Aerodynamik-Abteilung auf geniale Weise eliminiert.
„Die Physik hat auch ihre Grenzen“, sagt Ghelfi. „Hier kommt unser Gefühl, unser Verständnis ins Spiel. Wir arbeiten eng mit unseren Kollegen aus der Testabteilung unter der Leitung von Raffaele de Simone zusammen. Es kann vorkommen, dass er sagt: ‚Leute, das war ein bisschen zu viel des Guten‘. Also spielen wir vielleicht mit dem Ansaugsound, indem wir ihn auf Millimeter- oder sogar Submillimeter-Ebene kalibrieren, und feilen in endlosen Diskussionen über subtile Nuancen an der richtigen Balance.“
Es ist eine komplexe Arbeit, die die Teams NVH & Sound, Vehicle Development und Powertrain mit Hingabe und Hartnäckigkeit für jedes Cavallino Rampante leisten. Abschließend erklärt Palermo: „Die Zusammenarbeit zwischen den Testfahrern Cristiano und Andrea und uns von NVH war wie ein Symphoniekonzert, Wortspiel beabsichtigt! Das ist die Stärke unseres Teams.“