Keine Ferrari-Blutlinie ist so ikonisch wie die des V12. Seit dem allerersten Ferrari, der 1947 das Werk verließ, ist der V12 eine Konstante in der Modellpalette. Doch auch Ikonen reifen mit der Zeit und entwickeln sich weiter. Der 12Cilindri ist ein kühner, innovativer Newcomer, der die Form des mittig montierten 12-Zylinder-Frontmotors von Ferrari neu definiert.
„Die Entwicklung eines Nachfolgers für ein so erfolgreiches Modell wie den 812 Superfast war nie einfach“, bestätigt Projektleiter Luca Breveglieri. „Bei der Konzeption eines radikal neuen Autos mit V12-Motor bestand die größte Herausforderung darin, zwei Seelen in einer zu vereinen: ein Auto, das sehr hohe Leistung mit elegantem, sportlich-luxuriösem Grand Touring kombiniert.“
Da der 12Cilindri und der 12Cilindri Spider gemeinsam auf den Markt gebracht wurden, ist die Designphilosophie dieselbe, wie Andrea Militello, Head of Sports Cars Exterior Design, erklärt: „Wir haben mit dem 12Cilindri bewusst einen disruptiven Ansatz gewählt und eine anspruchsvollere Designsprache eingeführt. Mit seiner klaren, muskulösen Form blickt er in die Zukunft. Fast wie ein Raumschiff.“
Besonders auffallend ist die Art und Weise, wie die Kabinenpartie des Coupés nach oben hin ansteigt und das Verdeck sowie das Delta-Motiv, das die Heckscheibe einschließt, integriert. Beim Spider verleihen zwei muskulöse hintere Streben seiner Form Struktur – konkret greift ein schwarzes Element die Delta-Form des Coupés auf und verbindet die beiden Außenteile.
Diese Außenteile sind in der Tat erwähnenswert, da sie zu den wichtigsten neuen Merkmalen des 12Cilindri gehören: innovative aktive aerodynamische Luftleitbleche. Der Konstrukteur des Fahrgestells, Alessandro Iobbi, führt weiter aus: „Mit zwei separaten aerodynamischen Luftleitblechen anstelle eines einzigen zentralen Spoilers wird die aerodynamische Effizienz unter verschiedensten Bedingungen maximiert. Bleiben die Luftleitbleche geschlossen, sind sie unsichtbar; wenn sie geöffnet sind, sorgen sie für bis zu 50 Kilo zusätzlichen Abtrieb bei 250 km/h.“
Die Balance zwischen Eleganz und Sportlichkeit gilt auch für den Innenraum des Modells, so Fabio Massari, Head of Sports Cars Interior Design. „Am Material und Finish wurde viel geforscht, um die ‚Doppelseele‘ des Autos bestmöglich zum Ausdruck zu bringen.“ Der 12Cilindri setzt das kühne Ferrari-Konzept der Zweiteilung des Cockpits fort und integriert einen dritten digitalen Bildschirm in der Mitte des Armaturenbretts, auf den sowohl Fahrer als auch Beifahrer zugreifen können.
Wie der Name unmissverständlich verrät, ist das Herz des 12Cilindri sein V12-Motor, der auf dem 12-Zylinder-Antriebsstrang des 812 Competizione basiert. Tatsächlich sind Kurbelwelle, Titan-Pleuelstangen und Kolben identisch, ebenso wie der Ventiltrieb mit seinen Rollenstößeln. Das Ergebnis ist ein Motor, der dieselbe Leistung wie der 812 Competizione liefert – 830 PS – und eine klassenbeste spezifische Leistung von 128 PS pro Liter.
„Wir haben das Drehzahllimit auf 9.500 U/min angehoben, etwa 1.000 U/min höher als beim 812 Superfast“, erklärt Ruggero Cevolani, Head of Engine Development. Wir haben auch die Drehmomentabgabe so sanft wie möglich gestaltet, um das für unsere Marke typische Gefühl der stetig zunehmenden Beschleunigung zu vermitteln.“ Und dieses einzigartige Ferrari V12-Erlebnis wäre nicht komplett ohne den schillernden Soundtrack, der im 12Cilindri neue Höhen erreicht, auch dank der völlig neuen Abgasanlage.
Sein nagelneues Aluminium-Chassis weist eine deutlich verbesserte Torsionssteifigkeit auf. Im Vergleich zum 812 Superfast ist der Radabstand um 20 Millimeter geschrumpft, was noch präzisere Richtungswechsel ermöglicht, und er wurde von Grund auf so konzipiert, dass er extrem reaktionsschnell ist.
Pietro Ciurletti, Head of Vehicle Testing für den 12Cilindri, unterstreicht die Bedeutung der ausgeklügelten Sensoren und Stellglieder. „Unsere Aufgabe ist es, Kontrollelemente zu entwickeln, die den Fahrer nicht stören. Der neue Sechs-Wege-Fahrgestellsensor zum Beispiel verdoppelt die Informationen, mit denen alle Steuergeräte gespeist werden – von der elektronischen Lenkung bis zur Traktionskontrolle – und ermöglicht so eine schnellere Erkennung von Grip-Änderungen.“
„Wir haben den Bremsweg bei 200-km/h-Vollbremsungen im Vergleich zum 812 Superfast um acht Meter verbessert“, berichtet Jacopo Canestri, Fahrzeugdynamik-Entwickler. „Das ist durch Hardware-Verbesserungen allein nicht zu erreichen.“
Die V12-Linie ist seit 1947 ein untrennbarer Bestandteil der Ferrari-DNA. Jetzt wurde diese Tradition neu erfunden und mit neuem Leben erfüllt. Luca Breveglieri fasst zusammen: „Der Ferrari V12 ist vielleicht nicht mehr das leistungsstärkste Modell der Baureihe, aber sicherlich das ikonischste. Und wir freuen uns, dass dieses legendäre Symbol von Ferrari mit so viel Zuversicht in die Zukunft geht.“