Chris Rees
Leicht, stark und mit Wurzeln in Raumfahrt und Formel 1 - Carbonfaser ist der Schlüssel zu den Ferrari-Autos, denn Maranello war lange Zeit ein Carbon-Pionier.
Im Bereich der Spitzentechnologien gehörte Ferrari stets zu den Vorreitern. Keine Frage, wenn es um die Technologie von Karosserie/Fahrgestell geht, ist der ‚Heilige Gral‘ Gewichtsreduktion bei gleichzeitig höherer Festigkeit. Genau das leistet Carbonfaser und deshalb stellt Ferrari dieses Material in den Mittelpunkt seines Automobil-Angebots.
Carbonfaser besteht im wesentlichen aus langen, dünnen Strängen von Kohleatomen, die auf mikroskopischem Niveau miteinander verbunden sind und ein unglaublich starkes ‚Gewebe‘ bilden. Festigkeit ist nur einer der vielen Vorteile, die Carbonfaser bietet. Dieses Material ist auch viel leichter als Metall und es besitzt eine sehr hohe Widerstandskraft gegenüber Hitze, Verschleiß und chemischen Reaktionen.
Es ist also kein Wunder, dass Carbonfaser für das Formel-1-Programm von Ferrari eine herausragende Rolle spielt. In den frühen 1980er Jahren hielt die Vollcarbon-Monocoque-Konstruktion ihren Einzug.
Nach der Erprobung verschiedener Materialtechnologien, einschließlich Verbundaluminium-Spaceframes, Wannen aus Verbundmaterial und Paneelen aus Carbon/Kevlar erkannte Ferrari als einer der Ersten die Vorteile des Materials in Straßenautos. Der erste Straßen-Ferrari, bei dem Carbonfaser eingesetzt wurde, war der GTO von 1984 mit Stirnwand und Motorhaube aus Verbundmaterial.
1987 entwickelte Ferrari dann mit dem F40-Modell seinen‚ Rennwagen für die Straße‘, dem weltweit ersten seriengefertigten Wagen, dessen Karosserie fast vollständig aus Verbundmaterialien gefertigt war, darunter insbesondere Kevlar und Carbonfaser. Der F40 machte sich seine Carbon-Konstruktion auch für den Innenraum zunutze. Die extreme Zweckmäßigkeit des Wagens wurde durch die Türen, tiefen Schalensitze und Innenpaneele verstärkt, die sich teilweise in wunderschön exponierter Carbonfaser zeigten.
Der Nachfolger des F40 – der F50 von 1995 – war ebenfalls eine Pionierleistung. Er war eines der weltweit ersten Autos mit einem Monocoque-Chassis, das komplett aus Carbonfaser bestand.
Eine weitere Weltpremiere erfolgte 2002, als Ferrari den allerersten Straßenwagen mit Carbon-Bremsen kreierte. Der Enzo – der auch ein Fahrgestell aus Carbon und Aluminium in Wabenstruktur besaß - wurde mit Scheibenbremsen aus Verbundkeramik ausgestattet, die mit Carbonfaser verstärkt war. Die direkt aus dem Rennsport stammenden Bremsen aus Carbon bieten nicht nur eine beispiellose Bremskraft, sondern auch eine unvergleichliche Widerstandsfähigkeit gegen Verschleiß bei wiederholter Nutzung und sind damit ideal für die Verwendung auf der Rennstrecke. Carbon-Bremsen wurden bald auch beim 2003 Challenge Stradale und ab 2008 dann als Standard für die gesamte Palette verwendet.
2013 erreichte die Carbon-Technologie mit der Lancierung des LaFerrari einen neuen Höhepunkt. Bei der Konstruktion dieses Autos wurden nicht weniger als sechs unterschiedliche Typen handlaminierter Carbonfaser verwendet – dieselben, wie für den Formel-1-Wagen von Ferrari, und in der Tat wurde das Carbon in genau demselben Fertigungsbereich wie der F1-Rennwagen der Scuderia hergestellt.
Innovation kommt bei Ferrari nie zum Stillstand. 2018 war dann der 488 Pista der erste Wagen von Ferrari, der mit komplett aus Carbon gefertigten Felgen als Option angeboten wurde. Diese Felgen sind etwa um zwanzig Prozent leichter als geschmiedete Standardfelgen und mit einer speziellen, in der Raumfahrttechnologie entwickelten Beschichtung ausgestattet, die Hitze von den Bremsen ableitet.
Die Carbon-Innovationen wurden mit dem SF90 Stradale fortgesetzt, bei dem die Trennwand zwischen Innenraum und Motor komplett aus Carbonfaser bestand. Mittlerweile verstärken der Monza SP1 und der SP2 Ferraris Tradition der komplett aus Carbon gefertigten Karosserien bei den extremen Performance-Modellen.
Carbonfaser ist auch bei den Kunden aus verschiedenen Gründen eine überaus beliebte Option, von der Gewichtseinsparung bis hin zu den unbestreitbaren ästhetischen Vorteilen. Die Kunden können unter Optionen wie einem komplett aus Carbon bestehenden Motorraum, Außenkomponenten aus Carbon und Carbon-Upgrades für den Fahrgastraum wählen.
Die Carbon-Story geht mit dem Ferrari Tailor Made-Programm sogar noch weiter. Beispielsweise stellt die Scuderia-Kollektion für Ihr Tailor Made-Auto Carbonfaser in den Vordergrund und Sie können aus unterschiedlichsten Farben, Strukturen und Finishlösungen von Glanz bis Matt auswählen.
Alle Inhalte der Fotos und Videos des obigen Artikels wurden vor Ausbruch der Covid-19-Krise und der damit in Verbindung stehenden Regierungsverordnungen erstellt.